Von Falmouth nach A Coruña
Wie geplant starteten wir am 4. 8.17. Um 17 Uhr wollten wir starten. Also warfen wir um 16.43 Leinen los, um zur Tankstelle zu fahren, die eigentlich keine drei Minuten entfernt lag. Dort mussten wir warten, weil offensichtlich viele Segler das bessere Wetter nutzen und schnell noch tanken wollten. So legten wir erst um 17.22 in Mylor Richtung Biskaya ab.
Der Wind war günstig 12 bis 15 kn aus Nordwest, zwischendurch auch stärker, sodass wir reffen mussten, allein die Wellen liefen von vorn, was wirklich unangenehm sein kann. Wir konnten uns nicht einigen über die Höhe der Wellen, aber es waren sicher mehr als 3 Meter. Die Nacht war richtig kalt und ungemütlich. Nach dem Besuch unserer Bordtoilette mit der Einstellung einiger Ventile hinter der Abdeckung erwischte die Seekrankheit Wolfgang. Er war nur eingeschränkt einsatzfähig. Also war ich gefragt. Mit Stolz kann ich sagen: „ Ich habe es geschafft.“ Mein Selbstbewusstsein profitierte von seiner Angeschlagenheit. Ich weiß, das klingt gemein, aber für mich war das eine gute Erfahrung. Wir kamen gut voran. Am 5. August lief alles wunderbar, allerdings auch in die Bilgen. Aus der Steuerbordbilge holten wir ca 5 Liter Wasser. Die Geschmacksprobe entfiel wegen Unpässlichkeit des Skippers. Eine Ursache konnten wir zunächst nicht entdecken.
Der Wind ließ im Laufe des Tages nach.Der Himmel war blau, die Sonne schien, aber es war ziemlich kalt.
Die Wellen waren noch hoch, aber sehr lang gezogen, sodass sie ganz harmlos waren. In der Nacht zum 6.8. mussten wir zum ersten Mal auf der ganzen Reise den Motor starten, nur um die Batterien zu laden.
Allerdings schlief dann auch der Wind ein, der Motor lief jetzt erst mal mit. Es war dann komplette Flaute, wir brauchten den Motor den ganzen Tag, nur zur Ölstandkontrolle stoppten wir ihn. Abends wollten wir testen, ob Meerkat mit hochgeklappten Rudern schneller lief. Leider klemmte das Backbordruder, ab jetzt war es unveränderlich in einer Mittelstellung.
Nachts kam wieder etwas Wind auf, 10kn direkt von hinten. Wir fuhren mit Motor und Großsegel weit gefiert durch die Nacht zum 7.8. Wir merkten, dass wir weiter südlich kamen, es war nicht mehr sooo kalt.
Morgens stockte mal wieder der Motor, nachdem wir auf den vollen Tank umgestellt hatten, lief er wieder gut. Im anderen Tank waren noch 20l Diesel, aber je weniger Treibstoff im Tank ist, um so mehr „Gubbel“ wird wohl angesaugt. Das gefällt dann dem Dieselfilter gar nicht.
Dieser Tag hatte es in sich: am frühen Nachmittag fiel dann noch der Autopilot aus. Trotz aller Versuche ließ er sich nicht mehr motivieren weiterzuarbeiten. Wir beschlossen, das Problem anzugehen, wenn wir wieder angelegt haben. Ab jetzt musste für den Rest des Törns immer einer von uns fest am Steuer sein, Tag und Nacht. Zwischendurch kam etwas immer mal wieder Wind auf, und wir hatten Abwechslung: Segel hoch, Segel runter, Motor an , Motor aus. Da wir nun doch mindestens 3 Probleme hatten, beschlossen wir, den nächstgelegenen größeren Hafen anzulaufen, also statt nach Porto nach A Coruña zu segeln. Dabei hätten wir im Nachhinein idealen Wind gehabt, um nach Porto zu kommen.
Je länger wir unterwegs waren, umso schwammiger wurde die Lenkung. Gegen Morgen fühlte es sich an, als würden wir auf Glatteis segeln.
Die Wellen spielten mit uns, es war nicht leicht, Kurs zu halten. Zudem war einiger Schiffsverkehr im Küstenbereich vor A Coruña. Vorsichtig kamen wir voran und waren heilfroh und glücklich, als wir am 8.8. um 14.22 Uhr in der Marina Coruña anlegten.
Es ist schon nochmal was anderes, auf dem großen Ozean zu segeln, keine Küste in Sicht, mehr als 1000 m Wasser unter sich zu wissen. Es gibt kein Internet und kein Telefon, auch das Funkgerät war still. Während der ganzen Biskayaüberfahrt sahen wir genau ein anderes Schiff, wenn man vom Küstenverkehr vor A Coruña absieht. Es war ein Segelboot, das an uns vorbei fuhr.
Wir sahen Delphine, einen Wal, viele interessante Vögel, und das Meer und den Himmel, die immer wieder ganz anders aussehen. Nachts leuchtete der Mond, es war ja kurz nach Vollmond. Abgesehen von der hackigen See zu Beginn und den technischen Problemen war die Überfahrt ein sehr schönes Erlebnis.
In A Coruña angekommen waren wir erst mal müde und glücklich. Abends gingen wir essen. Ich wollte gerne was landestypisches, also galizisches essen. So landeten wir in einem Lokal, in dem wir die einzigen Gäste waren. Das empfohlene Gericht war Kalbsbraten mit Kartoffeln, er schmeckte gut, war aber nichts besonderes. Nur der Preis war hoch. Egal wir hatten die Biskaya geschafft, vor der wir doch einigen Respekt hatten, und mein Geburtstag war nur noch wenige Minuten entfernt, dann stört das ja keinen großen Geist.
Wir telefonierten mit Anne, die wir zusammen mit Kristian eigentlich in Porto treffen wollten. Die beiden kamen später mit dem Zug zu uns.
Wir trafen wieder Michael und Annette, die mit Cassandra einen Tag später losgesegelt waren und auch wohlbehalten in A Coruña ankamen. Am Nachmittag tranken wir zusammen Kaffee, was sehr zur guten Stimmung beitrug.
Bei der Fehlersuche an Bord sind wir nämlich nicht wirklich weiter gekommen. Das Ruder klemmte immer noch, die Lenkung hatte enormes Spiel. Wegen spanischer Feiertage war auch kein Mechaniker zu bekommen. Also feierten wir meinen Geburtstag und am nächsten Tag bekamen wir das Ruder frei, ein weißes längliches Teil sank ins Hafenbecken, vielleicht war es eine Muschelschale, die den Mechanismus blockiert hatte. Wolfgang fand Muttern und Unterlegscheiben in der Nähe der Ruder, aber es gab keine Stelle, wo welche fehlten. Auch Cliff konnte sich keinen Reim darauf machen. Die wurden wohl schon bei der Montage vergessen.
Zum Glück kamen Anne und Kristian. Anne hat uns mit ihren Spanischkenntnissen sehr viel geholfen: Unzählige Telefonate mit verschiedenen Raymarinstellen führten zu einem Termin mit einem Mechaniker in Moaña, einem Städtchen in der Nähe von Vigo, das zufällig mal keinen Feiertag hatte. Zwischen 10. und 15. August sind in in der Gegend sehr viele Feste, manche Städte sollen eine Woche lang feiern.
Mit den beiden verbrachten wir ein sehr schönes Wochenende, wir erkundeten die Stadt und die Küstenlandschaft, wo neben dem ältesten Leuchtturm der Welt, der jetzt noch in Betrieb ist, auch sehr viele Gedenkstätten sind für die vielen Menschen, die im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen verstorben waren.
Kristian musste am Montag morgens um 5 Uhr mit dem Taxi zum Bahnhof, von wo aus er wieder nach Porto fuhr, um von dort aus nach Kopenhagen zu fliegen. Nachts um 2 Uhr angekommen, musste er schon wieder um 6 Uhr zum Bus nach Berlin. Eine Wahnsinnsreise, die er da auf sich genommen hat, um uns zu sehen. Danke dafür lieber Kristian.
Anne konnte uns noch bis Porto begleiten.