Ägäis 2018

Zwischenstopp in Rethymno

Leuchtturm Rethymno
Souda-Rethymno
Souda – Rethymno
29. Mai 2018

Im Souda-Kanal hat die Berufschiffahrt absoluten Vorrang.  Wir waren froh, dass das große Kreuzfahrtschiff sein Anlegemanöver beendet hatte, bevor wir Richtung Rethymno starteten. Wir fuhren wieder durch die relativ enge Fahrrinne. Kaum hatten wir die engste Stelle passiert, konnten wir gut spüren, wie geschützt wir in Souda gelegen hatten. Durch den kräftigen Nordwind der vergangenen Tage liefen die Wellen von Nord nach Süd und reflektierten sich dann an der Nordküste von Kreta. Das war nichts für Leute, die zur Seekrankheit neigen.  Davon blieben wir beide verschont, allerdings waren wir fast ausschließlich im Cockpit. Kochen ist nicht so angenehm in solchen Situationen. Dann passierte mir noch ein Missgeschick: als ich das Großsegel zum Hochziehen klar machte, schlang sich das Großfall um eine Saling und um den Radarreflektor. Das geschah durch die stärkeren Bewegungen des Bootes durch die unkoordinierten Wellen und den Wind von achtern. Ich schaffte es nicht, das Fall wieder zu befreien. Wolfgang gelang es dann glücklicherweise doch. Anderenfalls hätte ich ihn mit der Dirk auf den Mast ziehen müssen, um das Fall vom Radarreflektor zu lösen. Bei dem Seegang ist das ein Horrorszenario. Während er draußen auf dem Vordeck war, ging ich in Gedanken das Mensch-über-Bord-Manöver durch. Zum Glück brauchte ich es nicht, er kam wohlbehalten wieder ins Cockpit. Bei solchem Seegang und bei kräftigem Wind haben wir unsere Rettungswesten an und bei Arbeiten am Mast klicke ich mich mit dem Lifebelt ein. So konnte ich jetzt gut gesichert das Großsegel hochziehen. Wir kamen gut voran, den Motor brauchten wir erst wieder für die Hafeneinfahrt in Rethymno.

In der Marina von Rethymno
In der Marina von Rethymno

Die Marina in Rethymno hat keinen guten Ruf. Man sagt, die Anlage würde verwahrlosen, aber wir waren positiv überrascht! Die Mooringleinen waren neu. Wir bekamen einen Liegeplatz längsseits an der Pier, in diesem Bereich der Marina waren noch keine neuen Leinen verlegt. Unsere Freundin Liane machte gerade mit ihrer Tochter Elisa in der Nähe Urlaub. Weil die Busfahrer streikten, gingen sie etwa 8 km zu Fuß durch die Mittagshitze, um uns zu treffen! Wir hatten ein paar schöne Stunden zusammen. Die beiden mieteten sich für die nächsten Tage ein Auto, so war der Rückweg deutlich einfacher für sie.

Fortezza Moschee + Kirche
Moschee und Kirche nebeneinander auf dem Fortezza in Rethymno

Ein bisschen Kultur musste auch noch sein: wir besichtigten die alte Festung von Rethymno auf einer Erhebung über der Stadt. Bis in den 2. Weltkrieg wurde sie benutzt. Man kann von ihr aus das Meer sehr gut überblicken und den Schiffsverkehr überwachen. Heute gibt es auf dem Gelände eine orthodoxe Kirche, eine Moschee und ein kleines Amphitheater. Gefängnis, Lagerhäuser und ein Wohnhaus sind sind noch in Teilen erhalten.

Renate mit neuem Seegrashut
Renate mit neuem Seegrashut – ganz Öko

Beim anschließenden Bummel durch die wunderschöne Altstadt von Rethymno fiel mir in einem kleinen Hutgeschäft ein Sonnenhut auf. Auf die Frage, aus welchem Material der Sonnenhut wäre, antwortete die Verkäuferin: „Aus Seegras“. Er war zwar doppelt so teuer, wie vergleichbare Hüte, ich hatte aber das gute Gefühl, mit der Schonung von Ressourcen etwas für die Umwelt tun zu können. Also kaufte ich ihn. Er fühlt sich richtig gut auf dem Kopf an. Jetzt gehe ich im wahrsten Sinne des Wortes gut behütet durch den Sommer.

Wir warteten, bis die nächste Westwindphase kam, mit der wir weiter nach Iraklio segeln konnten.