Ägäis 2019

Gasproblem ade

Kástro von Kavála
Myrina-Kallirachi
Myrina-Kallirachi
26. Juli 2019

Wolfgangs neues Handy war angekommen und auch zumindest notdürftig eingerichtet. Endlich konnten wir weiterziehen. Der Wind stimmte auch so einigermaßen, also hieß es am 26.7.19 morgens um 5:47 Uhr „Leinen los!“. Unser Ziel war, mindestens eine Bucht im Nordwesten von Límnos zu erreichen oder aber Skála Marión auf Thásos. (Anm.: Skála bedeutet Treppe, aber hier Anlegestelle.) Sobald wir die Außenmole des Hafen von Mýrina passiert hatten, konnten wir beide Segel setzen. Der Wind kam schräg von vorn und drehte etwas später zu unseren Gunsten, ab etwa 7:30 Uhr schwieg der Motor. Als wir auf Höhe der eventuell angedachten Bucht von Límnos waren, lief es gerade richtig gut. Wir sahen keinen Grund, hier zu ankern und zu warten. Daher beschlossen wir, weiter nach Thásos zu segeln. Kurz bevor wir gegen 16 Uhr Skála Marión erreichten, schlief der Wind komplett ein. Die Bucht war sehr klein und bot wenig Schutz vor den eher nördlichen Winden. Wir entschieden uns, noch etwa eine Stunde weiter zu fahren und in den Hafen von Skála Kalliráchis zu fahren. Der Wind hatte wieder aufgefrischt und blies jetzt aus Süden. Also durften wir noch einmal segeln. Im Hafen konnten wir bequem längsseits anlegen. Diesen langen Segeltag beendeten wir mit leckerem Essen in der einzigen Taverne in diesem kleinen Ort.

Speisekarte

Beim Blick auf die Speisekarte erheiterte uns die deutsche Übersetzung der Gerichte.

Sonnenuntergang am Hafen von Kalliráchi
Sonnenuntergang am Hafen von Kalliráchi

Wir waren genau zur richtigen Zeit dort, um einen wunderschönen und sehr romantischen Sonnenuntergang zu erleben. Skála Kalliráchis ist ein eigentlich sehr ruhiger Ort. Nur das Sardellenfest belebte den Hafen mit lauter Live-Musik, sehr vielen Gästen und unbeschreiblichen Rauchwolken vom Sardellengrillen. Es gab Wein und Sardellen kostenlos. Wir schauten uns das ganze aus der Distanz von Meerkat aus an. An einem kleinen Strand in unmittelbarer Nähe des Hafens schwammen wir und genossen eine erfrischende Dusche im Anschluss daran.

Hafenausfahrt von Kalliráchi
Hafenausfahrt von Kalliráchi
Kallirachi-Kavala
Kallirachi-Kavala
28. Juli 2019

Nach zwei Tagen passte der Wind wieder. Wir konnten weiter nach Kavála segeln. Wir fuhren zwischen zwei Ölplattformen hindurch und erreichten den Stadthafen von Kavala nach etwa 4 Stunden.

Hafen von Kavála mit Kastro im Hintergrund
Hafen von Kavála mit Kastro im Hintergrund

Es gibt dort eine Marina, die Liegeplätze sind angeblich alle privat, aber wir durften erst mal bleiben. Da wir an einem Sonntag angekommen waren, rief ich erst am nächsten Morgen bei dem Mechaniker an, dessen Kontaktdaten wir von der Crew von der SY Fiora hatten, an. Dabei stellte es sich heraus, dass er einer der beiden Männer war, die mit uns nach unserer Ankunft in der Marina gesprochen hatten. Er sagte, für Holzarbeiten wäre Nikos zuständig, der andere Gesprächspartner vom Sonntag. Also warteten wir auf Nikos. Er kam am Dienstag und versprach eine schnelle Lösung. Tatsächlich klappte es auch ganz gut, er kam zwischendurch nochmal zur Rücksprache vorbei. Am Mittwoch Abend bekamen wir unseren neuen Holzboden mit einer Aussparung für eine Gasflasche. Die andere Flasche müssen wir nun separat lagern. Ich behandelte das Holz mit Holzwachs, das wir aus Wilhelmshaven mitgenommen hatten. Jetzt riecht unser Gasfach ähnlich wie Räume einer anthroposophischen Einrichtung. Nun warteten wir noch auf die Dichtheitsprüfung, die der Mechaniker durchführte. Inzwischen war unsere Freundin Liane mit ihrem Wohnmobil auch in Kavala angekommen. Sie konnte unsere jetzt ausgebaute 10kg Gasflasche sehr gut gebrauchen. Für uns wäre sie unnötiger Ballast gewesen. Schon ein paar Tage zuvor hatte sie uns einen Wandervorschlag im Umland von Kavála zukommen lassen. Wir fanden die Idee gut. Zusammen machten wir uns am Samstag auf den Weg. Wir fuhren mit ihrem Wohnmobil nach Paleá Kavála etwa 15km ins Landesinnere.

Wasserfall
Wasserfall nahe Paleá Kavála

Von dort aus führt ein ausgeschilderter Weg zu einem Wasserfall. Es war ein wunderbarer Weg durch den grünen und kühlen Wald an einem Bach entlang. Am Wasserfall machten wir eine längere Pause, die Liane und vor allem ihre Hündin Bonnie ausführlich zum Schwimmen nutzten. Es war bereits eine Gruppe dort beim Grillen. Zurück in Kavala besorgten wir noch in einer Blitzaktion etwas Wasser für den Frischwassertank ihres Wohnmobils. Da kein Parkplatz beim Wasserhahn frei war, hielt sie am Straßenrand mit angeschaltetem Warnblinklicht. Wolfgang und ich rannten zum Wasserhahn und füllten in Windeseile die Wasserkanister. Jetzt fing es auch noch heftig an zu regnen. Alle drei wurden wir bis auf die Knochen nass, besonders Wolfgang, der schnell zu Meerkat lief, um die Dachluken zu schließen. Liane und ich fuhren in der Zwischenzeit zum Wohnmobilparkplatz und warteten auf Wolfgang und das Ende des Wolkenbruchs. Wir ließen den Tag mit einem Besuch in einer Taverne ausklingen.

Außer der Lösung unseres Gasproblems konnten wir noch weitere anstehenden Aufgaben erledigen.

Aquädukt in Kavala
Aquädukt in Kavála

Direkt hinter dem imposanten Aquädukt fand ich ein Geschäft mit Werkstatt, in der unsere Relingleine professionell gekürzt wurde. An meiner Brille brach ein Bügel ab. Beim Optiker bekam ich ein neues Gestell, in das meine alten Gläser eingearbeitet wurden. Zu allem Überfluss mussten wir feststellen, dass der Abfluss unseres Schwarzwassertanks verstopft war. Auch dieses etwas anrüchige Problem konnten wir dank der in Kyparíssi gewonnenen Erfahrungen zügig lösen. Unsere lange Reise nach Kavala ( am 3. Juli waren wir in Thessaloniki mit dem Ziel Kavala aufgebrochen und nach 25 erlebnisreichen Tagen dort angekommen) hatte sich wirklich gelohnt.