Ägäis 2019

Reise nach Thessaloniki

Strand in Porto Koufo

Strand in Porto Koufo

 

Track Ormos Dimitraki - Porto Koufo
Ormos Dimitraki – Porto Koufo
19. Juni 2019

Nach dreieinhalb Wochen im „Paradies“ zog es uns wieder hinaus in die große weite Welt der Ägäis. Wir wollten endlich eine endgültige Lösung für unser Gasflaschenproblem finden. In Thessaloniki,  der zweitgrößten Stadt Griechenlands, müsste das doch möglich sein. Außerdem war mir an einem Schneidezahn ein kleines Stück abgebrochen, also stand auch ein Besuch beim Zahnarzt an.

Ausfahrt Ormos Mesopanagia
Ausfahrt aus Ormos Mesopanagia mit Blick auf den Athos

Frühmorgens verließen wir Ormos Dimitraki, fuhren noch einmal durch die „griechische Südsee“ und dann die Ostküste Sithonias entlang Richtung Süden. Leider hatten wir kaum Wind, wie so oft brummte der Motor. Dafür war das Meer ruhig und die Sicht klar, in aller Ruhe konnten wir die Küstenlandschaft genießen. Sithonia ist auch im Sommer grün, es gibt richtige Wälder. Und dann immer wieder wunderschöne Strände, die morgens noch ganz leer sind. Es gibt auch Bereiche, wo Wohnmobil an Wohnmobil steht. Wir fuhren langsam weiter um die Südspitze Sithonias herum bis nach Porto Koufo, eine Bucht im Südwesten der Halbinsel.

Im vergangenen Jahr waren wir schon zweimal dort, deshalb wussten wir, dass das Ankern für uns wegen der Tiefe schwierig ist. Wir waren froh, dass eine der wenigen Mooringbojen frei war. Sie war wie geschaffen für Meerkat mit ihren zwei Leinen. So konnte jeder Rumpf eine bekommen. Dadurch verteilen sich die Kräfte zwischen Leine und Meerkat gleichmäßiger und Meerkat schwoit weniger.

Meerkat in der Bucht von Porto Koufo
Meerkat in der Bucht von Porto Koufo

Hier warteten wir auf günstigen Wind um weiterzukommen. Sowohl die Crew von Dorado als auch die von Camira hatten das Ziel, Thessaloniki in diesem Sommer zu besuchen. Es war kein Wunder, dass beide Boote auch nach Porto Koufo kamen. Da war die Freude groß. Wir hatten immer noch viel zu erzählen. So verging die gemeinsame Zeit wie im Fluge. Die Bucht bietet sehr guten Schutz und ist deshalb bei Seglern sehr beliebt. Wir konnten einige abenteuerliche Ankermanöver beobachten. Ein relativ großes Segelboot kam recht dicht zu uns, ankerte und sofort danach gingen zwei Crewmitglieder mit dem Dinghi an Land. Dem Skipper war die Nähe zu uns und einem anderen Boot wohl zurecht nicht geheuer. Er ankerte nochmal neu und noch näher am Ufer. Da wird das Wasser richtig flach. Sie nahmen den Anker wieder hoch und hatten jetzt mit diesem eine dicke Kette gehoben, an der wohl Leinen der Mooringbojen befestigt waren. Sie wussten offensichtlich was zu tun war, und hatten Anker und Kette schnell wieder getrennt. Vielleicht ist ihnen das nicht zum ersten Mal passiert. Nun ankerten sie nicht mehr, sondern fuhren in Kreisen zwischen den Booten bis die Landgänger wieder zurückkamen. Ich war froh, als dieses Boot aus unserer Nähe verschwunden war.

Porto Koufo – Bucht von Geros
25. Juni 2019

Ein neues günstiges Wetterfenster tat sich auf. Relativ spontan entschieden wir an einem Mittag, in die nicht weit entfernte Bucht bei Geros zu segeln. In der Navionics App hatte ein User diese Bucht beschrieben, sonst hatten wir keine Informationen. Laut unserer Seekarte sollte dort die Wassertiefe weniger als 1 Meter sein, der User hatte an gleicher Stelle auf 7 bis 9 Meter geankert. Das weckte unsere Neugierde und machte uns Mut, die Bucht zu erkunden. Die Strecke bis dorthin konnten wir zum größten Teil segeln, wir hatten sogar bis 32 Knoten halben Wind, sodass Meerkat  mit beiden gerefften Segeln mit bis zu 9,1 Knoten dahinflog. Wir hatten Spaß und etwas Nervenkitzel zugleich. Als wir in die Nähe der Bucht kamen, holten wir die Segel ein und fuhren unter Motor vorsichtig die Bucht ab. Das Wasser war sehr klar, der Grund war zum Teil felsig, es gab aber genug sandige Bereiche für unseren Anker. Nachdem wir eine günstige Ankerstelle mit ausreichendem Sicherheitsabstand ausgesucht hatten, fiel unser Anker auf 9m Wassertiefe auf Sand. Zu diesem Zeitpunkt waren wir ganz alleine hier. Später kam ein Ausflugsboot, das eine Badepause für seine überwiegend deutschsprachigen jungen Gäste (Schulklasse) einlegte. Begleitet von lauter Discomusik platschten die Jugendlichen nacheinander ins Wasser. Nach etwa einer Stunde war dieser Spuk vorbei und das Boot verschwand. Später am Abend kam noch ein kleines umfunktioniertes Fischerboot, ein sogenanntes Kaíki. Der Fischer und seine Frau hatten eine Familie an Bord. In der Dämmerung genossen sie ein griechisches Abendessen. Das wirkte sehr nett und entspannt. Als es stockdunkel war brachen sie wieder auf. Dabei steuerte das Kaíki direkt auf Meerkat zu, obwohl wir unser Ankerlicht angeschaltet hatten, das sich aber 14 m über der Wasseroberfläche befindet und aus den Nähe übersehen werden kann. Nachdem Wolfgang zusätzlich das Decklicht angeschaltet hatte, drehte das Boot noch rechtzeitig ab. Jetzt hatten wir die Bucht wirklich für uns allein. Wir saßen noch einige Zeit draußen auf der Heckschaukel und genossen die Stille der Nacht.

Track Ormos Geros - Nea Moudania
Ormos Geros – Nea Moudania
26. Juni 2019

Am nächsten Morgen brachen wir früh auf, um den Wind  möglichst gut nutzen zu können. Kurz vor sechs Uhr war der Anker aufgeholt. Schnell waren Genua und Großsegel gesetzt und der Motor ausgestellt.

Kanal von Nea Potidea
Kanal von Potidea

Wir erreichten gegen Mittag, wie wir es geplant hatten, den Kanal bei Nea Potidea. Dieser Kanal trennt die Halbinsel Kassandra vom Festland. Er wurde der Überlieferung nach bereits durch den makedonischen König Kassander gleichzeitig mit der Gründung der südlich von Potidea gelegenen Stadt Kassandreia 315 v. Chr. gebaut. 1407 ließ der byzantinische Kaiser Manuel II. Paleologos den Kanal erneut ausheben. Er ist für kleine Schiffe passierbar, die Durchfahrtshöhe unter einer Brücke und einem Stromkabel beträgt 17m. Unser Mast ist 14m hoch, das sollte also passen. Die Wassertiefe ist mit 3,20 m in der Karte angegeben, der Wasserstand ist auch im Mittelmeer tiden-, wind- und strömungsabhängig.  Stromkabel dehnen sich bei Hitze aus und so war es eine spannende Durchfahrt. Alles klappte. Unter der Brücke sah es, der Perspektive geschuldet, sehr eng aus. An der westlichen Ausfahrt hatten wir allerdings nur 1,40 m Wasser unter den Rümpfen, immerhin mehr als eine Handbreit. Von hier aus waren es nur noch eine halbe Stunde nach Nea Moudania, wo wir einen allerletzten Platz längsseits neben der Slipanlage fanden. Es war nicht sehr komfortabel, an der Wand des Kais waren große Ringe zum Festmachen angebracht. Diese ragten so weit von der Wand ab, dass die Bordwand von Meerkat Gefahr lief, beschädigt zu werden. Wir nutzten unsere Fender und das Fenderbrett, um genügend Abstand zu haben.

Stromsäule
abgerissene StromsäuleStromsäule

 

abgerissene Löschsäule
abgerissene Löschsäule

Der Hafen machte einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Viele Strom-, Wasser- und Löschsäulen waren zerstört (mutwillig?). Ein Außenponton war vom Kai abgerissen und nur durch akrobatische Einlagen vom Land erreichbar.

Fischtrawler
Fischtrawler

Vor uns lag ein Fischtrawler, auf dem viele Menschen arbeiteten, um Netze zu sortieren und zu reparieren. Auf der Mole war ein lebhaftes Treiben, besonders abends. Flanierende Familien mit Kleinkindern, jugendliche Paare und Angler genossen die kühleren Abendstunden. Eine Gruppe von Sinti oder Roma hatte sich am Ende der Mole mit ihren Wohnwagen und Transportern häuslich niedergelassen. Viele von ihnen waren tagsüber unterwegs und kamen abends wieder zurück.

Als am nächsten Tag ein größeres Segelboot ablegte, wechselten wir sofort auf dessen Platz. Hier war das Anlegemanöver etwas knifflig, weil eine Mooringboje die direkte Anfahrt versperrte. Wir lieben ja die Herausforderung. Geschickt lenkte Wolfgang Meerkat um die Boje herum und ich sprang ganz routiniert von Bord, um die Leinen fest zu machen. Im vergangenen Jahr waren das immer noch richtige Stressmomente für mich.

Nea Moudania ist eine lebendige, junge griechische Stadt, die erst 1922 von aus dem Gebiet der heutigen Türkei vertriebenen Griechen gegründet wurde. Hier versorgen sich die Bewohner der restlichen Chalkidiki mit allem, was sie brauchen. Der Tourismus scheint keine große Rolle zu spielen.

Agios Georgios
Agios Georgios Kirche

Im Stadtbild fällt eine erst 2004 fertig gestellte etwas an den Baustil in der Türkei erinnernde griechisch-orthodoxe Kirche auf. Sie wurde auf dem höchsten Punkt der Stadt erbaut. Wir machten einen Spaziergang um sie anzusehen. Auffällig waren von außen viele große aufwendige Mosaike.

Agios Georgios
Agios Georgios in Nea Moudania

Die geplante Weiterreise nach Thessaloniki war schwierig, weil uns ständig der Wind entgegen wehte. Deshalb erkundeten wir die Möglichkeit, mit dem Bus dorthin zu fahren, damit ich rechtzeitig zum Zahnarzt kommen konnte. Es gibt eine regelmäßige Busverbindung bis an den östlichen Stadtrand von Kalamaria, einer selbstständigen Vorstadt von Thessaloniki,  in der sowohl der Zahnarzt als auch die Marina waren. Wir fühlten uns langsam nicht mehr wohl, weil auch in der Nacht bis 4 Uhr viele Leute auf der Mole waren. Nachtangeln als Familienfest war anscheinend die Devise. So entschieden wir uns beim Sonntagsfrühstück, trotz der suboptimalen Windvorhersage nach Thessaloniki zu segeln.

Nea Moudania - Marina Aretsou
Nea Moudania – Marina Aretsou Thessaloniki
30. Juni 2019

Kurz nach zwölf legten wir ab und konnten tatsächlich den größten Teil der Strecke hoch am Wind segeln. Gegen 19 Uhr erreichten wir die Einfahrt zur Marina Aretsou vor den Toren von Thessaloniki. Dort kam uns gleich ein Angestellter im Dinghi entgegen, geleitete uns zum Liegeplatz und half beim Anlegen. Das Office war sonntagnachmittags geschlossen. Wir sollten uns am nächsten Morgen anmelden. Wir machten noch einen Erkundungsspaziergang und verschwanden danach relativ früh in der Koje, mussten wir doch am nächsten Morgen früh aufstehen. Vor dem Zahnarzttermin um 10.30 Uhr wollte ich uns angemeldet und geduscht haben. Den Schlüssel zur Dusche gab es bei der Anmeldung. Alles lief nach Plan. Der Fußweg  zum Zahnarzt dauerte etwa 45 min. Ich ging um 9.30 Uhr los, um keinen Stress zu haben.  Der Zahnarzt war in Nürnberg geboren und hatte in Frankfurt studiert. Er sprach perfekt deutsch, was eine Erleichterung war. Er machte eine kleine Füllung und ungefragt eine professionelle Zahnreinigung. Für beides zusammen bezahlte ich 30€.

Ich ging sehr aufmerksam durch die Straßen und versuchte,  mir zu merken, wo vielleicht für uns wichtige Geschäfte waren. Ich fand auch ein Geschäft für Gasflaschen und Zubehör. Dort kannten sie allerdings keine 5kg Flaschen, wie wir sie suchten. Nachdem ich zurück auf Meerkat war, rief ich bei einem Gashändler an, auf dessen Internetseite ich die „richtigen“ Gasflaschen gefunden hatte. Leider konnte er uns auch  keine solchen verkaufen. Er könne diese nur füllen. Jetzt wollte ich es wirklich wissen und rief bei Petrogaz an, die ihre Griechenlandniederlassung in Thessaloniki haben. Dort landete ich schließlich bei einem deutschsprechenden Mitarbeiter.  Er verstand unser Problem und rief mich zurück, nachdem er recherchiert hatte. Leider seien diese Flaschen nicht mehr verfügbar, teilte er mir beim Rückruf mit. Das Gasproblem konnten wir offensichtlich nicht mehr in Thessaloniki lösen. Immerhin hatten wir genug Gas an Bord,  so konnten wir gelassen bleiben. An diesem Tag kamen auch unsere schottischen Freunde hier an. Sie mussten bei der Hafenpolizei ihr DEKPA, eine Art griechische Schiffsregistrierung verlängern lassen. Das wurde ihnen verwehrt, weil sie für die Zeit, in der ihr Boot in der Marina lag, keine TEPAI (neu eingeführte Bootssteuer) bezahlt hatten, was sie auch nicht mussten. Die Hafenpolizei auf Lesbos hatte ihnen das so gesagt, und die Annahme der Schiffspapiere, wie es in der entsprechenden Verordnung vorgesehen war, verweigert. Plötzlich sollten sie 300 € Strafe bezahlen. Das wollten sie nicht, weil sie sich nichts haben zu Schulden kommen lassen. Das sorgte für reichlich Gesprächsstoff beim gemeinsamen Dinner im „Meraki“, einer netten Taverna in der zweiten Reihe. Verärgert verließen unsere schottischen Freunde Thessaloniki am nächsten Morgen gen Süden.

Es war sehr heiß tagsüber in der Stadt, da zog es uns gar nicht in die Innenstadt von Thessaloniki. Außerdem mussten wir stolze 26 € Liegegebühr pro Tag in der Marina bezahlen. Daher beschlossen wir, nachdem wir noch einige Kleinigkeiten im Marineshop erstanden hatten und unsere Wassertanks mit dem sehr guten Leitungswasser in der Marina gefüllt hatten, Thessaloniki ebenfalls wieder zu verlassen. Es gab ja noch die Möglichkeit mit dem Bus aus der Peripherie in die Stadt zu fahren um Thessaloniki kenenzulernen.