Von Sines nach Barbate
Nachdem ich vom Einkaufen zurück war, ging ich direkt zum Hafenmeister, um uns ab zu melden. Als ich zu unserem Liegeplatz kam, lief der Motor schon. Es war 11:18 Uhr. Unser grobes Ziel war Cadiz, gern auch weiter. Auf jeden Fall um die südwestliche „Ecke“ der iberischen Halbinsel herum, das Cabo de Sao Vicente, möglichst weit Richtung Osten. Wir waren auf mehrere Nächte auf See eingestellt.
Bei wunderbarem Wetter und angenehmen 12 kn Wind konnten wir vergnügt segeln. Gegen halb sechs am Nachmittag frischte der Wind auf, wir hatten 17 kn, um 18:30 Uhr bis zu 29,9 kn in den Böen. Da ging es wieder recht stürmisch zu. Der Leuchtturm des Cabo de Sao Vicente war eine gute Orientierungshilfe, so konnte ich gut die Böen und Wellen aussegeln, und trotzdem dabei die grobe Richtung beibehalten.
Um 23 Uhr war der Spuk vorbei, wir waren um das Cabo gesegelt, die Unruhe war vorbei. Jetzt war es wieder entspannt, leider schlief der Wind dann auch ein – es war ja auch Nacht, da schläft man ja auch – der Motor musste wieder helfen. Es wehte nur ein laues Lüftchen.
Wir hatten die Richtung geändert, fuhren jetzt Richtung Osten, also erlebten wir den ersten Sonnenaufgang von vorn. Nach dieser Nacht war es ein besonders schöner. Der Vormittag des 25.8.17 war vom Motorgeräusch geprägt, wir hatten einen wundervollen Blick auf die Küste von Südportugal und spürten die zunehmende Wärme. Ich hatte meinen Spaß, indem ich die Füße ins Wasser hängte und die Erfrischung genoss.
Als ich dann gegen 13 Uhr in die Küche ging, um unser Mittagessen zu bereiten, hörte Wolfgang am Steuer mein Rufen „Housten, we have a problem“ : in der Steuerbordbilge waren 23 l Süßwasser. Aus dem Wasserhahn für kaltes Wasser kam sehr heißes Wasser. Es tropfte aus dem Wasserfilter, der im Kaltwassersystem kurz vor dem Wasserhahn in der Küche eingebaut ist. Der Filter war auch heiß. Wir wechselten den Dichtring im Filter, was nicht den gewünschten Erfolg brachte. Schließlich stellten wir fest, dass im Deckel des Filters ein Riss war. Das konnten wir so nicht flicken. Ab jetzt war die Pumpe für die Wasserleitungen im Schiff nur noch an, wenn wir tatsächlich Wasser brauchten und der Heatexchanger kurzgeschlossen. So konnten wir die Zeit überbrücken, bis wir einen Ersatzdeckel montieren konnten.
Draussen war es diesig und schwül geworden. Drin in meinem Kopf Sorgen wegen des vielen Wassers. Naja, es nutze ja nichts, also „aufstehen, Krone richten, weitermachen“. Es ging weiter mit Flaute und Motor den ganzen Tag. Wir hatten ja noch eine Nacht vor uns , der Flautensonnenuntergang ließ uns nicht ahnen, was noch kam an Welle und Wind und Strom.
Gegen 23.30 Uhr, 22 sm vor Cadiz, entschlossen wir uns, nicht Cadiz, sondern Barbate anzulaufen, um nicht nachts in einer unbekannten Marina anlegen zu müssen. Später in der Nacht wurde es unangenehm: Es wurde windiger, die Wellen liefen durcheinander. Der Windmesser fiel zwischendurch aus, zumindest zeigte er unglaubwürdige Windstärken und vor allem -richtungen an.
Gegen 6 Uhr am 26.8.17 kam der Wind direkt von vorn mit 24 kn und mehr. Es baute sich eine steile Welle auf. Manche Wellen waren höher als 4 m, Wind gegen den Strom, das sind wirklich unwirtliche Verhältnisse. Es nützte nichts, wir kämpften uns da durch. Das Video zeigt die Situation, als als schlimmste bereits vorbei war. Um 10:40 Uhr legten wir im Hafen von Barbate an (siehe oben).
Hier war der Hund verfroren, die Marina war teuer, außer schmutzigen Waschräumen gab es keine Infrastruktur. Die Ortschaft Barbate war fußläufig nicht erreichbar, es gab eine bescheidene Bar in der Nähe. Dort gönnten wir uns ein paar Tapas und etwas Wein.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, hatten wir einen unangenehmen Gestank in der Nase. Das Wasser in der ganzen Marina war mit einem ekeligen Dieselfilm überzogen, auf Nachfrage im Hafenbüro erfuhren wir, dass in der Nacht im großen Hafen ein Fischerboot gesunken war.
Deshalb und auch wegen der Tide verließen wir am 27.8.17 noch um 17:19 Uhr Barbate in Richtung Tarifa.