Ägäis 2019

Rund Peloponnes I – Kalamata

wilde Mani

Das Bild oben zeigt die wilde Mani (mittlerer Finger der Peloponnes) von Westen

Ormos Sounión - Ermióni
Ormos Sounión – Ermióni 20. September 2019

In der Bucht von Soúnio verbrachten wir eine Nacht mit viel Schwell. Nicht besonders gut ausgeruht saßen wir morgens beim Frühstück. Der Himmel war grau. Sollte es etwa doch langsam Herbst werden? Wir hatten den längeren Schlag quer durch den saronischen Golf nach Ermióni vor uns. Meistens gehören wir zu den Frühstartern, aber dieses Mal warteten wir auf den besseren Wind, der ab 11 Uhr einsetzen sollte. Beide wurden wir etwas unruhig, als ein Boot nach dem anderen die Bucht verließ. Als dann gegen neun Uhr ein bisschen Wind aufkam, brachen wir auch auf. Die meisten Boote nahmen Kurs auf Athen, wir aber nahmen Kurs nach Südwesten. Die Segel halfen uns etwas, aber der Motor lief und lief. Uns begegnete eine Gruppe von Segelbooten, die von Süden her kommend wohl Richtung Póros unterwegs waren. Neidisch registrierte ich, dass sie bessere Bedingungen hatten und unter Segeln gut vorankamen. Der Wetterbericht hatte uns guten, fast zu starken Wind versprochen, auf den wir gefühlt sehr lange warten mussten. Statt 6 Beaufort halben Wind hatten wir 6 kn achterlichen Wind. Als wir in den Golf von Hydra einfuhren, frischte er endlich auf. Gleichzeitig wurde natürlich auch die See unruhiger, wir konnten segeln „schaukelten“ dabei aber ziemlich, weil die Welle wieder einmal von der Seite kam. Die Wolkendecke verdichtete sich, der Wind wurde böiger. Eine schwarze Wolkenwand einer Gewitterfront kam auf uns zu. Wir hofften sehr, dass wir noch Ermióni erreichen konnten, bevor das Unwetter losbrach. Doch diesmal hatten wir kein Glück! Etwa eine halbe Stunde vor der Einfahrt in die Ankerbucht, brach ein heftiger Gewittersturm los. Starkwind und Regen, der uns jede Sicht nahm entwickelte sich innerhalb weniger Minuten. Mit 6-7 Bft. halbem Wind war das jetzt zu viel des Guten. Wir hatten zum Glück die Seekarte auf dem Plotter, auf der auch unser Standort angezeigt wird. Schiffe mit AIS werden auch auf dem Plotter gezeigt, andere Schiffe kann man mit Radar sehen, das wir auch an Bord haben. Kleine Fischerboote sieht man in der Regel nicht auf dem Schirm. Natürlich kam der Regen waagerecht, innerhalb kürzester Zeit waren wir trotz Regenjacke bis auf die Haut nass (für Ölzeug blieb nicht die Zeit). Kurz vor der Einfahrt nach Ermióni wurde die Sicht etwas besser, trotzdem regnete es noch in Strömen. Wir kannten das Ankerfeld schon von früheren Aufenthalten und steuerten zielstrebig an den fünf anderen Booten vorbei zu unserem geplanten Platz. Es war natürlich nicht angenehm, so nass im strömenden Regen auf dem Vordeck die Ankerwinsch zu bedienen, aber ich machte es trotzdem gerne. Danach war Meerkat ja fest und wir konnten uns umziehen und ausruhen. Für diesen Tag hatten wir genug erlebt, wir blieben an Bord und ließen es uns gut gehen.


Müll und Dieselfilm im Hafenbecken von Ermioni
Müll und Dieselfilm im Hafenbecken von Ermióni

Blume an der Kaimauer
Blume an der Kaimauer

Am nächsten Morgen wurden wir schon vor sechs Uhr vom Schwell geweckt und beobachteten, wie ein Boot nach dem anderen die Bucht verließ. Wir blieben noch einen Tag, konnten unsere Vorräte wieder auffüllen und planten die weitere Strecke.

Ermioni-Kyparissi
Ermióni-Kyparíssi
22. September 2019

Die nächste Etappe führte nach Kyparíssi, wo wir mit unseren Freunden Uschi und Kalle verabredet waren. Wir konnten wir zunächst eher schlecht als recht segeln. Doch als wir fast stehen blieben und wir nur durch die Strömung fortbewegt wurden, sah auch ich ein, dass wir den Motor zu Hilfe nehmen mussten. Es zehrte an unser beider Nerven, dass ständig der Motor lief. Wir haben doch ein Segelboot. Die Sicht war gut, deshalb sahen wir, wie Boote in die Bucht von Kyparíssi fuhren und kurze Zeit später wieder herausfuhren. Sollte etwa dort kein Platz mehr sein? Als wir endlich auch dort angekommen waren, gab es einen letzten Liegeplatz an der Nordpier. Allerdings war es nicht einfach dort anzulegen. Wir mussten, wie so häufig, mit dem Heck zur Pier anlegen. Vorher musste das Dinghi aus den Davits (seiner Aufhängung) abgelassen werden und an einer Bugklampe befestigt werden. Der Meeresgrund fällt hier steil ab und ist auch recht felsig. Bei früheren Besuchen hatte wir öfter Hafenkino beim Ankerlichten beobachten können, teilweise mit Tauchereinsatz. Unser Anker fiel schließlich auf etwa 10 m Wassertiefe. Wir brauchten fast die gesamte Länge von Ankerkette und Trosse, nur noch wenige Meter davon waren noch im Kasten. Der Anker hielt. Wir hofften sehr, dass er nicht hinter einem Felsen verklemmt war. Das Wasser war sehr unruhig. Wir hielten großen Abstand zur Pier, um nicht durch den Seegang in unfreiwilligen Kontakt mit der Mauer zu kommen. Allerdings konnten wir so auch nicht an Land gehen. Mit einigem Aufwand und körperlichem Einsatz sicherten wir Meerkat mit unseren starken Edelstahlfedern und zusätzlichen Leinen, die die seitliche Bewegung von Meerkat begrenzten. Nun lag unser Schiff sicher genug, dass wir mit gutem Gefühl mit unseren Freunden ins nahegelegene Restaurant am Berg gehen konnten.

Bucht von Kyparíssi
Bucht von Kyparíssi

Kurz nachdem wir von diesem anregenden Treffen auf Meerkat zurück waren, änderten sich dessen Bewegungen von Meerkat im Wasser plötzlich. Dadurch alarmiert kontrollierten wir die Leinen und mussten feststellen, dass sich ein Schäkel zwischen Feder und Festmacherleine geöffnet hatte und die Leine nur noch am Boot fest war. Es bewährte sich, dass wir einen Ersatzschäkel an Bord hatten und so die Verbindung wieder herstellen konnten. Am nächsten Morgen sahen wir den verlorenen Bolzen auf dem Meeresgrund liegen, er lag ungefähr auf 7 m, zu tief um ihn leicht bergen zu können. Daher verzichtete Wolfgang auf einen Tauchgang.


Kyparissi-Gerakas
Kyparíssi-Gérakas
24. September 2019

Unsere nächste Etappe ging nach Gérakas, ein kleiner, sehr geschützter Hafenort knapp drei Segelstunden südlich von Kyparíssi. Dieser Ort hat für mich eine besondere Magie. Bisher jedesmal wenn wir durch die versteckte Einfahrt dort ankamen, überwältigte mich die Schönheit und den besondere Schutz in dieser fjordartigen Bucht. Das Wasser hier ist nicht tief und es gibt nur wenig Platz für Boote, vielleicht dadurch ist dieser Ort so ursprünglich. Der Wirt in der einzigen Taverne bot uns an, unsere Trinkwasservorräte an seinem Wasserschlauch aufzufüllen. Zur Demonstration, dass es wirklich Trinkwasser war, nahm er einige Schlucke direkt aus dem Schlauch. Wir füllten ein paar Wasserflaschen auf. Als ich am nächsten Morgen damit Tee kochen wollte, schwammen viele grüne Algen in dem Wasser. Der Wunsch, einen Wassermacher an Bord zu haben, verstärkte sich. Vorerst allerdings müssen wir weiter auf in Flaschen gekauftes Wasser zurückgreifen.


Gerakas-Elafonisos
Gérakas-Elafónisos
25. September 2019

Von Gérakas aus führte uns unsere Strecke um das Kap Maléas. Es ist ziemlich berüchtigt für seine böigen und unberechenbaren Winde mit viel Schiffsverkehr und mit starken Meeresströmungen. Die Wettervorhersage war günstig, also starteten wir frühmorgens zur nächsten Teiletappe. Wieder einmal stimmte die Vorhersage nicht, statt günstigen achterlichem Winden mit etwa 5 Beaufort wehte gar kein Wind! Wir kamen unbehelligt von allen Widrigkeiten um das berüchtigte Kap.

Kap Maleas
Kap Maléas

Das einsame Kloster dort am Felshang ist nicht mehr bewohnt, ein oft beschriebener und wegen der vielen Naturerlebnisse viel gelobter Wanderweg führt dorthin. Es gibt für uns noch immer viel zu entdecken. Diese Gedanken und Recherchen konnten wir uns erlauben, weil wir immer noch keinen Wind hatten und mit dem Motor unter einfachen Bedingungen unterwegs waren. Um etwa 14:30 Uhr erreichten wir unseren geplanten Ankerplatz, die Bucht Sarakínikos auf der Insel Elafónissos. eine traumhaft schöne Bucht mit kristallklarem Wasser über einem sandigen Ankergrund.

Bucht Sarakíniko auf Elafónisos
Bucht Sarakíniko auf Elafónisos

Wir blieben allein in dieser schönen Bucht. Am Nachmittag musste Meerkat tüchtig schaukeln, es kam relativ viel Schwell in die Bucht. Die regionalen Winde wehen nachts wohl regelmäßig als Ostwind. Wir nutzten das, segelten mitten in der Nacht los und erreichten zum Frühstück unter günstigen Bedingungen Pórto Kágios.

Elafónisos - Pórto Kágio
Elafónisos – Pórto Kágio
26. September 2019

Dort hatten wir Glück, denn ein Segelboot, das an dem Platz geankert hatte, den wir uns auf der Karte ausgesucht hatten, lichtete gerade den Anker, als wir ankamen. Die Bucht bietet sehr guten Schutz vor Westwind, aber es gibt nur wenige Stellen, wo der Anker gut hält. Wir waren froh, so früh angekommen zu sein, denn später füllte sich die Bucht doch noch. Hier wurden wir zum ersten Mal, seit wir in Griechenland sind, vor Anker von der Wasserschutzpolizei kontrolliert. Sie kamen mit einem großen Schlauchboot, stoppten neben uns auf und fragten wer wir seien, woher wir kamen und wohin wir wollten. Sie konnten nachvollziehen, dass wir in der Bucht die vorhergesagten starken Westwinde abwettern wollten und verschwanden wieder. Die starken Winde kamen wirklich, unser Anker hielt gut. Wir mussten trotzdem wachsam sein. Ein Segelboot kam später in die Bucht und brauchten vier Versuche bis der Anker hielt. Wir sahen die Berichte über den schwierigen Ankergrund bestätigt. Während wir den Sturm abwetterten, planten wir den nächsten Törn.

Sonnenaufgang in Porto Kagio
Sonnenaufgang in Porto Kagio

Wir suchten auf der Karte und in den Büchern nach geeigneten Ankerbuchten an der Westküste der Máni, dem mittleren Finger der Peleponnes. Letztendlich entschieden wir uns, direkt nach Kalamáta durchzusegeln.

Pórto Kágio - Kalamáta
Pórto Kágio – Kalamáta
27.September 2019

Wieder mussten wir ein Kap umrunden, das Kap Ténaro. Morgens um 7:30Uhr starteten wir. Auf der Ostseite des Kaps hatten wir eine sehr ruhige See und kaum Wind. So konnten wir es wagen, dieses Kap mit relativ geringem Abstand zu passieren.

Kap Ténaro
Kap Ténaro

Auf der anderen Seite der Máni spürten wir die Wellen, die sich von dem Sturm der vergangenen Tage aufgebaut hatte. Hier treffen die Wellen, die sich von Afrika her aufbauen konnten, auf die Küste und werden reflektiert. Dadurch bildet sich eine unangenehme Kreuzsee. Der Wind war nicht sehr stark, kam aber direkt von vorn., also musste wieder der Motor arbeiten. Es war ein richtig blödes Sich-Durchbeißen-Müssen. Nach ungefähr 9 Stunden kam doch noch brauchbarer Wind auf. Endlich konnten wir segeln, sogar ziemlich flott. Das machte wirklich Spaß. Nach 11 Stunden legten wir im Stadthafen von Kalamáta an. Das Wasser im Hafenbecken war nachmittags meistens ziemlich kabbelig. Wir legten längsseits direkt an der belebten Hafenpromenade an. Wir lagen in einem Bereich, der auf der Karte für Fähren reserviert war. Die Port Police sagte jedoch, es wäre völlig in Ordnung hier zu liegen. Es war schön, hier anzukommen und sich in der vertrauten Umgebung zu bewegen. Genau zwei Jahre früher waren wir hier in Kalamáta nach unserem Überführungstörn von Wilhelmshaven (eigentlich Hooksiel) angekommen und blieben 6 Monate über Winter dort. Schon unterwegs haben wir uns darauf gefreut, ins „Dionysos“, unserem früheren Lieblingsrestaurant, essen zu gehen. Leider war es am altbekannten Ort nicht mehr zu finden. Das Gebäude war komplett umgebaut. Einige Straßen weiter im „Polychronis“, einer preiswerten Garküche, wurden wir mit leckerer griechischer Hausmannskost verwöhnt. Ich ging auf den Wochenmarkt und traf dort zufällig Freunde aus der Marina, die wir seit eineinhalb Jahren nicht gesehen hatten. Auch der Chef vom Cafe Sante, ein Grieche, der in Deutschland geboren wurde und dort sechs Jahre lebte, erkannte mich wieder und freute sich sichtlich über meinen Besuch. Kalamáta ist die Stadt, in der wir uns in die griechische Sprache eingehört hatten. Es passierte jetzt allerdings öfters, dass wir die Menschen nicht sofort verstanden, sie haben einen eigenen Dialekt.

Eines Morgens um kurz vor 7 Uhr wurden wir von der Port Police geweckt! Wir sollten schnell ablegen, weil ein Kreuzfahrtschiff notfallmäßig an unserem Platz anlegen musste. Als wir an Deck kamen, war das riesige Schiff schon in der Hafeneinfahrt. Wir konnten nicht ganz einfach ablegen, nicht alle unserer Leinen waren auf Slip gelegt. Bei den beiden „Springs“ mussten erst die Knoten an Land gelöst werden. Gerade noch rechtzeitig um 7:11 Uhr legten wir ab, die „Crown Iris“ legte laut ihrer Meldung bei Marine Traffic um 7:15 Uhr an.

Crown Iris
Crown Iris

Im Laufe des Vormittags betankte eine Kolonne von Tanklastzügen die Crown Iris über Stunden hinweg.

Es herrschten widrige Bedingungen, ein kräftiger böiger Wind mit bis zu 30 kn peitschte das Wasser im eigentlich gut geschützten Hafenbecken auf. Der größte Teil der wenigen guten Anlegeplätze war mit von der Port Police beschlagnahmten Flüchtlingsbooten belegt.

Flüchtlingsboote
Flüchtlingsboote im Hafen von Kalamata

An Land legen weitere Flüchtlingsboote, unter anderen die „Mr. Musti“, die wir im Winter 2017 schon im beschädigten Zustand am Stadtkai im Wasser liegen sahen. In der Regel werden die Boote in der Türkei von professionellen Schlepperbanden gestohlen und mit bis zu 100 Flüchtlingen an Bord, manchmal sogar mehr, als Touristenboote getarnt, nach Griechenland gebracht.

Als wir endlich wieder fest waren, war es schon fast Zeit, zu dem Treffen des Oldenburger Fördervereins mit Mitarbeitern der Sozialklinik Kalamáta zu gehen. Weil es immer noch sehr stürmisch war, beschlossen wir, Meerkat nicht alleine zu lassen. Wolfgang blieb an Bord, um notfalls eingreifen zu können, und ich ging allein durch den Starkregen zu diesem hochinteressanten Gespräch. Das Protokoll findet man auf der Homepage des Oldenburger Fördervereins. Es war sehr schön, dort auch unsere Freunde Elke und Achim zu treffen. Der Austausch mit ihnen war wieder anregend schön, wir waren uns gleich wieder sehr vertraut. Die beiden hatten ein Auto gemietet.

Höhle von Diros
Höhle von Diros

Zusammen mit ihnen machten wir einen Ausflug auf die Mani zu den Tropfsteinhöhlen von Diros (die längste Höhle Griechenlands). Von den 15,4 km Tiefe der Höhle sind 3,1 km touristisch erschlossen. 2,8 km werden mit flachen Booten, die von Führern gestakt werden, zurückgelegt. Leider war ein großer Teil der Höhle wegen Hochwassers gesperrt, sodass wir nach einer kurzen Bootsfahrt und dem Rückweg über einen Steg wieder das Tageslicht erblickten. Trotz der Kürze waren wir wieder sehr beeindruckt von der schaurigen Schönheit dieser „Unterwelt“, die früher für den Eingang zum Hades gehalten wurde.

Im Herbst wird auch in Griechenland das Wetter unbeständiger. Wir hatten uns für Ende Oktober in Limni auf Euböa auf dem Boatyard zum Slippen angemeldet und hatten noch eine ordentliche Strecke zurückzulegen. Deshalb mussten wir das Wetterfenster nutzen und verließen Kalamáta am 7. Oktober 2019.