Ägäis 2019

Amorgos, die östlichste der Kykladen

Bucht von Katapola
Levitha-Aigiali
Levitha – Aigiali (Amorgos)
15.4.2019

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, schaute Meerkat nach Südosten, wir mussten also östlichen Wind haben, der uns gut weiter nach Westen bringen konnte. Nach einer älteren Wettervorhersage sollten wir an diesem Tag bei unserem geplanten Kurs mit Gegenwind rechnen. Da wir in der Bucht keinen Internetempfang hatten, konnten wir keine aktuelle Wettervorhersage abrufen. Also folgten wir dem Rat von Tassos und starteten. Nach dem Frühstück legten wir ab. Leider blies der Wind außerhalb der Bucht von Levitha eindeutig aus westlicher Richtung. Wir hatten ihn also genau von vorn. Wir änderten unsere Route etwas, um den Wind wenigstens ein bisschen nutzen zu können. Aber es war wie verhext, der Wind drehte mit uns und wehte weiter von vorn und wurde gegen 13 Uhr deutlich stärker. Kein Wunder, denn das Wetter war in jeder Himmelsrichtung anders:

Gewitter im Norden
Gewitter im Norden

Schaute ich nach Steuerbord, sah ich Wetterleuchten und hoch aufgetürmte Cumuluswolken,

Regen im Süden
Regen im Süden

auf Backbord war schlechte Sicht und es regnete.

Blick voraus nach West
Blick voraus nach Westen

Gerade voraus schien die Sonne. Das ließ mich hoffen, dass wir trocken und ohne Unwetter auf Amorgos ankommen. Wir hatten zwar viel Gegenwind und eine zunehmende Welle von vorn, aber wir schafften es gut und ohne weitere Besonderheiten in den Hafen von Aigiali.

Dort legten wir an der Pier an und waren endlich wirklich auf den Kykladen angekommen. Als wir am Nachmittag Richtung offenes Meer schauten, sahen wir am Horizont hohe Wellenberge ziehen. Weil es draußen auf dem Meer stürmte, konnten wir hier zunächst nicht weg. Das war nicht schlimm, hier gab es viel zu entdecken. Obwohl die Bucht geschützt vor dem tobenden Meer draußen ist, hatten wir einigen Schwell im Hafen. Damit Meerkat einigermaßen ruhig liegen konnte, setzten wir wieder unsere schweren Stahlfedern als Ruckdämpfer ein. Die Federn zogen sich bei Belastung weit zusammen. So wurden die Bewegungen von Meerkat gut abgefedert. Spätestens jetzt war klar, dass diese Stärke der Federn wirklich notwendig war. Wir nutzten die Zeit, um aufzuräumen, zu putzen, Berichte zu schreiben und ähnlichem. Am nächsten Tag war es warm. Es zog mich förmlich vom Boot, um spazierenzugehen, die Gegend zu erkunden und den Frühling zu atmen. Wir konnten zum ersten Mal am Heckspiegel duschen, natürlich auf dem Präsentierteller zur Hafenpromenade. Das stört ja keinen großen Geist.

Der Ort Aigiali ist ziemlich verwinkelt, es gibt wenig Straßen aber viele Gassen und Treppen. Noch waren nicht viele Touristen da, aber die Vorbereitungen auf die zu erwartenden Ostergäste waren in vollem Gange. Auf Amorgos kann man sehr gut wandern, gerade jetzt im Frühjahr ist es ein Paradies! Es gibt einige gut markierte Wege entweder zu historischen Stätten oder zu einer weiteren Ortschaft. Bis in die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war Aigiali nur übers Wasser oder eben über diese Wanderwege erreichbar. Mit Unterstützung der EU wurde inzwischen eine Straße zur Chora, dem Hauptort hoch auf der Insel gebaut. Zwei mal pro Woche legt in Aigiali eine große Fähre an, außerdem gibt es noch eine Nahverkehrsfähre, die „Small Cyclades Lines“, die zwischen Naxos, Amorgos und den anderen kleinen Kykladen pendelt. Diese Fähre ist in Katapola auf Amorgos beheimatet und bereitete uns später noch unangenehme Nächte.

Aigiali-Katapola
Aigiali – Katapola (Amorgos)
18.4.2019

Für den 18. April war etwas schwächerer Wind angekündigt. Das nutzten wir aus und segelten weiter nach Katapola. Der Wind blies mit etwa 15 kn aus nördlichen Richtungen, es gab natürlich noch eine ordentliche Welle durch den starken Wind der letzten Tage, die wie der Wind von der Seite kam. So wurden wir und Meerkat ordentlich durchgeschaukelt. Es ging aber schnell voran. Die Strecke war kurz, nach etwa 2,5 Std. waren wir im Hafen von Katapola wieder fest. Hier interessierte sich auch die Hafenpolizei für uns. Kaum hatten wir angelegt, kam ein junger Polizist zum Boot und fragte nach den Papieren. Nachdem wir Meerkat gut gesichert hatten, ging ich mit unseren Dokumenten ins Büro der Coast Guard. Dort wurde unser Aufenthalt in ein dickes Buch eingetragen und unser DEKPA bekam zwei neue „schöne“ Stempel. Meerkat lag relativ ruhig im Wasser, wieder arbeiteten unseren genialen Federn mit.

Small Cyclades Lines
Small Cyclades Lines in Katapola

Als aber abends die Small Cyclades Lines anlegte, reflektierte diese den Schwell zur Mole und wir lagen alles andere als ruhig.

Querleine
Leine versperrt die Ausfahrt

Die Fähre lag über unserem Anker und die Crew spannte eine Vorleine quer durch den Ausgang vom Hafenbecken. Ein Entrinnen war nicht möglich. Tagsüber lagen wir wesentlich ruhiger bis auf Sonntag, wo die Fähre nicht auslief. Wir blieben an Ort und Stelle und ertrugen die nächtliche Schaukelei.

Dinghi tanzt im Schwell der Small Cyclades Lines

Mehrmals pro Tag fuhr ein älterer Herr auf seinem Moped den Kai entlang und beäugte die Schiffe. Am Freitag sprach er mich an und fragte, wie lange wir bleiben würden. Ich sagte: „Bis Montag“. Er käme dann am Samstag zum Kassieren. Bis dahin dachten wir, hier würde nicht kassiert. Er kam dann aber erst am Sonntag abends um 22 (!!!) Uhr und wollte pro Tag 20€ berechnen. Ich meinte, das sei ein bisschen arg viel. Er bestand dann auf 50 € für 4 Tage. Die Gebühr war nur für Strom und Wasser. Wir hatten kein Wasser gezapft. In Aigiali hatten wir pro Tag etwa 50 Cent für Strom nach Stromzähler bezahlt. Wir bekamen eine ordentliche Quittung, aber glauben können wir nicht, dass hier alles mit rechten Dingen zuging. Katapola wirkte etwas lieblicher, das Tal etwas weitläufiger. Die Menschen wirkten auf mich aufgeschlossener und freundlicher Fremden gegenüber, als ich es in Aigiali empfand. Für das bevorstehende orthodoxe Osterfest, das eine Woche nach dem deutschen Ostern lag, sollte die Stadt sauber und herausgeputzt sein. Viele Menschen waren damit beschäftigt, zu streichen und zu reinigen. Auch die kleinen Mauern am Straßenrand wurden frisch gestrichen.

Weg zur Chora
Auf dem Weg zur Chora

Am Montag wanderte ich mit viel Vergnügen in die Chora, den Hauptort der Insel, der auch zum Schutz vor Piraten gut versteckt in den Bergen liegt. Dort gibt es das einzige Postamt der Insel von wo aus ich einen Gruß zur Konfirmation von Karstens Tochter Antonia abschicken konnte. So lernte ich auch den wunderschönen Hauptort der Insel kennen, der wieder einen ganz anderen Charakter hatte. Die Menschen, die ich beobachten konnte, waren einander sehr zugewandt. Der Mann hinter dem Postschalter war sichtlich erleichtert, dass er mit mir griechisch reden konnte. Wie tauschten noch ein paar Worte über das Wetter aus. Gerne wäre ich noch etwas länger in dem besonderen Ort geblieben,aber ich machte mich auf den Rückweg nach Katapola. Schließlich wollten wir am selben Tag noch in die Kalotaritissa-Bucht segeln.

Katapola-Kalotaritissa
Katapola-Kalotaritissa (Amorgos)
22.4.2018

Wir hatten uns vorgenommen, in Katapola gegen 15 Uhr auszulaufen. Das klappte gut. Um 14:50 Uhr war der Anker frei. Mit kräftigem Nordwind von 20kn segelten wir zügig in die einsame Bucht an der Südspitze der Insel. Es war schönes und forderndes Segeln. Die Welle war nicht ganz so störend wie im letzten Törn, aber der Wind war relativ böig und es gab auch hier einige Untiefen, um die wir lieber einen Bogen fuhren als genau darüber zu segeln. Die Seekarten sind hier in Griechenland generell nicht so genau, da die Vermessungsdaten zum Teil mehr als 100 Jahre alt sind . Da wird man auch mal überrascht. Wir rechneten mit einer Stelle wo das Wasser nur 7 m tief sein sollte, es gab sie auch, aber an ganz anderer Stelle als in der Karte verzeichnet. 7m sind immer noch mehr als genug Wasser unter Meerkats Rümpfen. Aber was ist, wenn da dann unerwartet ein bisher unbekannter Fels unter Wasser liegt? Jedenfalls fühlen sich 20m Wassertiefe deutlich besser an.

Bucht von Kalataritissa
Bucht von Kalataritissa

In der Bucht gab es viele Mooringbojen. Wir nahmen eine auf und genossen die Ruhe und Erholung. Hier waren wir fast die ganze Zeit alleine. Früher wurde die Bucht von Schmugglern als Versteck genutzt. Das kann man sich gut vorstellen. Am nächsten Tag hatte der Nordwind Pause. Wir segelten weiter nach Naxos.