Ägäis 2019

Nachtfahrt ins kleine Paradies

Koukos
Achillio - Diaporos
Achillio – Diaporos (Sithonia)
25. bis 26. Mai 2019

Nach einer Woche in Achillio und der passageren Lösung unseres Gasproblems zog es uns weiter. Wie letztes Jahr im August hatten wir  Diaporos als Ziel. Diaporos ist eine kleine Insel, die der Sithonia, dem mittleren Finger der Chalkidiki, vorgelagert ist. Wegen widriger Wetterverhältnisse kehrten wir seinerzeit nach der Bucht von Sykia um und wetterten in der Bucht von Porto Koufo, auf der Westseite der Sithonia gelegen,  ab. Da wir endlich unser Bargeldproblem lösen  und unsere Vorräte auffüllen wollten, war als Zwischenziel zunächst die Insel Skiathos, die westlichste der nördlichen Sporaden. Skiathos ist auch als Partyinsel bekannt, weil sie von sehr vielen Charterbooten augelaufen wird auf Grund ihrer wunderschönen Buchten und ihrer Nähe zu Volos, dem Sitz vieler Charterbasen.

Für die Strecke dorthin planten wir sechs Stunden. Die Windvorhersage gab etwas Hoffnung auf Segelspaß. In Vorbereitung auf den raumen Wind schlugen wir am Abend vorher schon unseren Screacher (Leichtwindsegel) an.

Aufbruch im Morgengrauen
Aufbruch in Achillio im Morgengrauen

Kurz vor sechs Uhr morgens brachen wir auf. Es wehte kein Lüftchen, das Wasser war spiegelglatt. Da lohnte es sich nicht, irgendein Segeltuch zu entfalten. Nach ungefähr 2 Stunden kam ein bisschen Wind auf. Der Motor wurde nun etwas durch das Großsegel  unterstützt, zu mehr reichte es nicht. Ziemlich genau nach sechs Stunden erreichten wir den Stadthafen von Skiathos. Auch hier gibt es Charterbasen. Teilweise  lagen die  Boote hier schon im römisch-katholischen Päckchen voreinander. An einem Schwimmsteg legte gerade ein Boot ab. Diesen Platz nahmen wir sofort ein. Der Steg bot weder Strom noch Wasser, er bot auch wenig Schutz vor dem Schwell der ein- und auslaufenden Boote.  Hier wollten wir nicht länger bleiben als nötig. Aber für die Zeit um zu essen, Geld abzuheben und einzukaufen musste es reichen.  Wir fanden eine urgriechische Taverne mit dem ungriechischen Namen „Cuba“. Wir fragten den Besitzer, wie sein Restaurant zu diesem Namen kam. Er wusste es selbst nicht. Er hatte es vor vielen Jahren mit diesem Namen gekauft. Wie fast überall, wohin wir essen gehen, war das Essen auch hier lecker. Die griechische Küche ist einfach lecker!!! Dann wurden wir von Google Maps durch kleine Gassen bergauf und bergab zu einem Supermarkt gelotst, der in unmittelbarer Nähe von Meerkat und viel einfacher zu erreichen gewesen wäre. Aber so erlebten wir noch etwas von der verwinkelten Altstadt von Skiathos. Als wir schwerbeladen zu Meerkat zurückkamen, sagten unsere Nachbarn, dass die Port Police (Λιμενικό Σώμα) uns ausrichten ließ, dass wir hier nicht bleiben dürften, weil dieser Schwimmsteg zu unsicher sei.  Der Medicane im letzten September hätte ihn zu schwer beschädigt. Wir hatten schon vorher beschlossen, noch am Abend weiter Richtung Sithonia zu reisen. Da wir eine Nachtfahrt vor uns hatten, ruhten wir uns noch etwas aus und verließen diesen Hafen gegen 18 Uhr.

Untiefe bei Skiathos
Untiefe bei Skiathos

In der Seekarte von Navionics ist eine Untiefe eingezeichnet, die nicht so schlimm sein konnte, weil auch die großen Fähren darüber fahren. Wir hatten die Navionicskarte auf dem Handy und verglichen die Tiefenangaben unseres Echolots mit denen der Karte. Während wir tatsächlich nie weniger als 20 m unter den Rümpfen hatten, hätten wir eine Passage mit höchstens 9,5m Wassertiefe zu erwarten gehabt. Wenn die tatsächliche Wassertiefe mehr ist als angegeben, ist man auf der sicheren Seite, nur beim Ankern nicht. Ein wachsames Auge auf das Echolot ist nie verkehrt, führt aber zum Schielen. Bald waren wir aus der  Landabdeckung durch die kleinen Felseninseln vor Skiathos herausgefahren und konnten die Segel setzen. Endlich hatten wir mal wieder Wind zum Segeln.  Natürlich ist dann das Wasser nicht komplett ruhig. Der Wind bringt immer Welle mit sich. Aber wir hatten unsere Freude. Schließlich sind wir auf einem Segelboot unterwegs. Ungefähr 3,5 Stunden glitt Meerkat fast lautlos durch die Wellen mit Ausnahme von heftigen Schlägen, wenn die Wellen unter das Brückendeck schlugen. Später ließ der Wind nach und wir mussten den Motor wieder zu Hilfe nehmen. Außer einer Gruppe von vier Fischerbooten noch in der Nähe von Skiathos sahen wir in der ganzen Nacht kein Schiff. Die Nacht war sehr dunkel. Ich hatte Sorge, ein unbeleuchtetes Boot nicht rechtzeitig zu erkennen. Wir selbst sollten durch Positionslichter und Radarreflektor gut sichtbar sein. Wie immer wechselten wir uns ab. Als Wolfgang mich weckte, um ihn wieder abzulösen, dämmerte es schon und die markante Silhouette des Athos war am Horizont zu erkennen.

Blick auf den Athos
Blick auf den Athos von Sykia

Bald fuhren wir in den Golf zwischen Athos und Sithonia. Wir passierten die Kalamitsibucht, in der wir vor 31 Jahren unseren ersten gemeinsamen Griechenlandurlaub verbrachten.

Sykia, Strand von Valti
Sykia, Strand von Valti

Etwas weiter nördlich kamen wir in die Bucht von Sykia, wo wir Meerkat an einer Mooringboje festmachten, in Ruhe frühstückten und dann beide tief und fest einschliefen. Aber wir waren noch nicht am Ende unserer Etappe angekommen. Das Gebiet zwischen der Insel Diaporos und der Halbinsel Sithonia hatten wir ausgesucht. Edeltraud und Günter hatten uns im vergangenen Jahr auf diese Region neugierig gemacht. Etwa 17  nm oder 3,5  Stunden Bootsfahrt lagen noch vor uns. Gegen elf Uhr waren wir wieder fit und legten ab. Endlich konnten wir auch unseren Screacher bis zur Einfahrt in den Ormos Mesopanagias einsetzen, allerdings mussten wir wegen des schwachen Windes zusätzlich den Motor einsetzen. Die Einfahrt von Süden kommend ist nur knapp 150 m breit an der seichtesten Stelle nur 8m tief. Die Bedingungen waren gut, die See ruhig und die Sicht ausgezeichnet, so konnten wir gut durch diese letzte Engstelle kommen. Was wir jetzt sahen, hatten wir in Griechenland in dieser Häufung bisher nirgendwo gesehen: zahllose Buchten mit Sandstränden und türkisblauem Wasser, grüne Küste und bewaldete Berge am Horizont. Jetzt, in der Vorsaison waren nur wenige Segelboote zu sehen. Wir steuerten Meerkat zu der Bucht Koukos, die wir als Etappenziel ausgesucht hatten (siehe Berichtsbild oben). Die Freude war groß, als wir in der Nachbarbucht die Dorado, eine Ketsch, von unseren britischen Freunden Bob und Andrea sahen. Sie begrüßten uns mit einem satten Sound aus ihrem Signalhorn. Wie schön, die beiden wieder zu treffen und so begrüßt zu werden. Sie waren schon ein paar Tage hier und wollten auch noch bleiben, sodass wir gute Aussichten auf schöne Zeiten zusammen hatten. Für den Rest diesen Tages allerdings wollten wir uns gerne erholen.