Ägäis 2019

Rund Peloponnes III – Korinth

Einfahrt in den Kanal von Korinth
Mesolóngi - Nafpáktos
Mesolóngi – Nafpáktos
15. Oktober 2019

Wir verließen Mesolóngi am 15. Oktober 2019 am späten Vormittag, fuhren wieder zurück durch den Kanal vor Mesolóngi in den Golf von Pátras und ankerten etwas weiter östlich vor der Festlandküste. Ab etwa 14 Uhr erwarteten wir endlich Westwind, der uns weiter in den Golf von Pátras und von Korinth bringen würde. Bis dahin machten wir Mittagspause. Bei Flaute setzten wir unsere Fahrt fort, es durfte ja nicht zu spät werden.  Wir wollten gerne vor Eintritt der Dunkelheit ankommen. Außerdem konnten wir so noch die Strömung nutzen, die alle 6 Stunden ihre Richtung wechselt. Ab 15:30 Uhr hatten wir endlich genügend Wind, um unseren Screacher zu setzen. Der Wind wehte leider nicht so stark, dass wir den Motor abschalten hätten können.

Brücke Río-Andírrio
Brücke Río-Andírrio bei Pátras

Wir steuerten auf die große Brücke zwischen Rio und Andírrio zu. Sie verbindet das Festland mit der Peloponnes und ist eine brückenbautechnische Meisterleistung. Um die Brücke vor den häufigen und oft starken Erdbeben zu schützen, wurde sie auf schwimmenden Fundamenten gebaut. Wir mussten uns zwei Seemeilen vor der Brücke per Funk bei dem Brückenkontrollzentrum anmelden und unsere Fachrichtung angeben, bevor wir durchfuhren. Wir würden angewiesenen, zwischen dem ersten und zweiten Brückenpfeiler durchzufahren, uns aber 1 Meile vorher nochmal zu melden. Dann hieß es, der Weg sei frei, wir sollten aber bitte auf die Fähren achten,  die ständig an- und ablegten. Natürlich hatten wir die Fähren im Blick, die uns auch, wie wir aus einem Funkspruch entnahmen. Wir reduzierten unsere Geschwindigkeit etwas, damit der Fährkapitän deutlich sehen konnte, dass wir ihn passieren lassen. Der Wind unterstützte uns weiter. Wir steuerten den Hafen von Nafpáktos an.

Hafen von Nafpáktos
Hafen von Nafpáktos

Es ist ein kleiner mittelalterlicher Hafen. Deshalb rief ich von unterwegs aus bei der Hafenbehörde an und bekam die Auskunft, dass im Hafen Platz wäre, sie aber auch einen Schwimmsteg für Freizeitboote außerhalb des Hafens hätten. Obwohl wir einiges an Schwell zu ertragen hatten,  entschieden wir uns für den Schwimmsteg außerhalb und legten dort bei einigem Seitenwind römisch-katholisch an.

Nafpáktos ist eine sehr sehenswerte Stadt mit viel gut erhaltener mittelalterlicher Bausubstanz. Wir schauten uns den Hafen an und waren froh, dass wir außen am Schwimmsteg angelegt hatten, obwohl wir dort viel Seegang hatten.

Alte Stadtmauer von Nafpáktos mit Hafeneinfahrt
Alte Stadtmauer von Nafpáktos mit Hafeneinfahrt

Der Hafen war wirklich eng und flach. Um dort anzulegen, muss man rückwärts in das runde Hafenbecken einfahren, weil in dem Becken kein Platz zum Wenden ist. Den Anker müsste dann in der Mitte des Hafens fallen, egal welcher der Anlegestellen man ansteuert. Ankersalat ist also vorprogrammiert.  Auch im Restaurant zeigte sich, dass wir in einem touristischen Hotspot der Gegend waren: die Preise waren hoch und die Qualität des Speisen nieder. Nach einer ziemlich unruhigen Nacht kauften wir uns am nächsten Morgen 30l Diesel, den wir in Kanistern auf unseren Trolleys über das Kopfsteinpflaster balancierten. Dann brachen wir auf nach Trizónia, einer kleinen Insel vor der Nordküste des Golfes von Korínth.

Nafpáktos - Trizónia
Nafpáktos – Trizónia
16. Oktober 2019

Die Fahrt dorthin war erfreulich, wir hatten viel, kurz vor dem Ziel fast zu viel Wind. Endlich konnten wir mal wieder richtig segeln! Beim Anlegen in der Marina von Trizónia hatten wir gute 5 bft  Wind von der Seite, zum Glück waren hier hilfsbereite Seglerkollegen, die unsere Leinen annahmen und mit viel Kraft halfen, Meerkat an die Pier zu holen. Auch diese Marina war bis vor kurzem nicht bewirtschaftet. Wir bezahlten hier den üblichen Preis für Stadthäfen und hatten die Möglichkeit, kostenlos Wasser und Strom zu nutzen. Dafür gab es für die ganze Anlage nur eine Entnahmesäule.

Eitle Ente in der Marina von Trizónia
Eitle Ente in der Marina von Trizónia

Hier gibt es ein paar dauerhaft bewohnte Boote, deren Bewohner offensichtlich auch Freundschaft mit den Tieren in der Marina geschlossen hatten. Die Gemeinde war dabei, die Anlage herzurichten, zwei im Hafenbecken gesunkene Jachten waren schon entfernt und andere dem Verfall preisgegebene Boote waren an Land gehievt worden. Die kleine Insel hat viel Charme. Bestimmt werden wir hier mit etwas mehr Zeit im Gepäck nochmal Station machen. Diesmal allerdings wurde ich in unserer einzigen Nacht hier um 4:45 Uhr mit den Worten „wir haben Wind, lass uns aufbrechen“  geweckt.

Trizónia-Istmía
Trizónia – Isthmía
17. Oktober 2019

Gesagt, getan um 5:26 Uhr hatten wir abgelegt und waren mit dem Ziel Galaxídi unterwegs. Es war noch ziemlich dunkel. In der Seekarte waren einige Fischfarmen an unserer Route eingezeichnet.  Damit wir sie besser sehen konnten, stand ich mit unserer extrahellen Handleuchte am Bug und leuchtete die Strecke aus. Keine der Farmen war wirklich auf unserer Strecke, aber Vorsicht hier im wahrsten Sinn des Wortes war auf jeden Fall geboten. Der „richtige“ Wind allerdings blieb aus. Auch das frühe Aufstehen hatte nicht geholfen. Wir spielten wieder einmal das Spiel: Roll die Genau aus und ein. Der Blick auf die Wettervorhersage für die nächsten Tage brachte uns zum Entschluss, direkt zum Kanal von Korįnth zu fahren und, wenn schaffbar, auch noch an diesem Tag hindurch zu fahren. Ab Dienstag, also in 5 Tagen war wieder Sturm aus Nord in der Ägäis angekündigt. Wir wollten vorher im Golf von Euböa sein. Also änderten wir unseren Kurs in Richtung Korínth und erreichten mit Gegenwind und unangenehmer Welle kurz nach 16 Uhr die Einfahrt des Kanals von Korinth. Per Funk hatten wir uns angemeldet. Wir mussten etwa 15 Minuten warten, dann durften wir in  die Einfahrt des Kanals steuern. Hier wurde für uns eine hydraulische Brücke abgesenkt. Jetzt konnten wir in den eigentlichen Kanal fahren.

Kanal von Korinth
Kanal von Korinth

Die ersten Pläne für diesen Kanal gab es schon 600 v.Chr.. Damals wurde ein Weg gebaut, auf dem die Schiffe über eine Art Schienen über den Berg gezogen wurden.  Die Ladungen der Schiffe wurden von Lasttieren ans andere Ufer transportiert. Da dieser Transport den Handelsschiffen wohl zu teuer war, wurde dieses Angebot wieder beendet. Nero setzte 6000 jüdische Sklaven ein, die 67 v. Chr. mit dem Bau begannen, es aber nicht schafften,  sich durch die 80m hohen Felsen zu graben. Auch Caesar und Caligula hatten Pläne für den Kanalbau, die sie aber jeweils wieder verwarfen. Nach der Eröffnung des Suezkanals 1869 waren die Griechen überzeugt, dass mit Hilfe von Dynamit ein Durchbruch möglich war. Im April 1882 startete der Bau in Anwesenheit vom griechischen König Georg l. Nach elf Jahren wurde der Kanal am 25.7.1893 eröffnet.

Die Durchfahrt war sehr beeindruckend,  rechts und links von uns ragten die bis zu 80m hohen Wände, unter uns war türkisfarbenes nicht sehr tiefes Wasser. Wolfgang hatte den Gashebel am Anschlag. Mit einer Geschwindigkeit von 4,7 kn fuhren wir die 6,3 km durch den Kanal, in dem eine Richtgeschwindigkeit von 7 kn angegebene ist. Als wir uns vor der nächsten hydraulischen Brücke per Funk meldeten, sagte der Kontrolleur des Kanals, wir sollen in unserem Tempo weiterfahren. Er hatte die Brücke schon in Bewegung versetzt. Nach dieser Brücke war auch schon die 39 Minuten lange die Kanalpassage zu Ende. Hier mussten wir anlegen und im Kontrollgebäude die Gebühr von 130 € bezahlen. Ein cleverer Tankstellenbesitzer hatte einen Dieseltransporter an die Pier gestellt. Ein junger Mann hatte die Aufgabe,  den Booten beim Anlegen zu helfen und möglichst viel Diesel zu verkaufen. Da unser Motor den ganzen Tag gelaufen war, kauften wir ihm 30 l ab, damit wir mit genug Treibstoff den Schlag bis in den Golf von Euböa starten konnten. Ein wenig schöner, aber zweckmäßiger Ankerplatz  vor einer Industrieanlage bei Istmía nördlich von der Ausfahrt aus dem Kanal war unser Ziel für diesen Tag. Die Bucht war relativ flach, aber sandig. So ankerten wir mit der inzwischen gewohnten Routine auf sicherem Grund.