Ägäis 2019

Ostern auf Paros

Altstadt von Naxos

Altstadt mit Burg von Naxos
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Kalotaritissa-Naxos
Kalotaritissa – Naxos
23.4.2019

Wir starteten morgens um 9 Uhr Richtung Schinoussa, eine der kleinen Insel der Kykladen. In der Bucht von Myrsini soll es Schutz vor allen Winden geben. Dort wollten wir anlegen oder ankern, unter anderem auch um dort das berühmte Fava, einem Püree aus gelben Platterbsen, zu genießen.

Myrsina (Schinoussa)
Myrsina (Schinoussa)

Nachdem wir bis kurz vor der Einfahrt in die Bucht keinen Segelwind hatten, dann richtig guter Wind aufkam und außerdem die Bucht irgendwie nicht einladend auf uns wirkte, entschieden wir uns, direkt weiter nach Naxos zu segeln. Das machte uns beiden Spaß. Natürlich war das Vergnügen relativ kurz: zwischen den Inseln Naxos und Paros war wieder zu wenig Wind, um ohne Motor voran zu kommen. Wir steuerten die Bucht Ag. Prokopiou südlich von Naxos an. Von einem Mitschüler aus unserem Griechischkurs an der VHS Oldenburg hatten wir den Tipp mit Restaurantempfehlung bekommen. Die Bucht war wirklich wunderschön, es war kein einziges anderes Boot hier vor Anker. Der Grund war klar: bei den südlichen Winden besteht das Risiko, ans Ufer vertrieben werden, wenn der Anker nicht hält. Außerdem liegt man ungemütlich vor Anker, weil kein Hindernis vor den Wellen von See schützt. Wir mussten feststellen, dass auch der kleine Hafen in der Nähe (Ag. Anna) für Meerkat zu klein war. Also motorten wir weiter in den Hafen der Stadt Naxos.

Apollo-Tempel
Reste eines Apollo-Tempels bei Naxos

Dort ankerten wir im Außenhafen. Statt in einer kleinen Bucht auf einer kleinen Insel landeten wir im Haupthafen der größten Kykladeninsel! So viele Menschen, Autos und Fähren! Nachts war alles hell erleuchtet, wir fanden keine Ruhe. Eigentlich hatten wir uns für Naxos einiges vorgenommen: die Gasflasche musste schon wieder gefüllt werden, Wäsche musste gewaschen werden, unsere Haare waren viel zu lang……die Liste war lang. Trotzdem entschieden wir uns am nächsten Tag für die Weiterreise nach Paros, einer Nachbarinsel.

Naxos-Naoussa
Naxos – Naoussa (Paros)
24.4.2019

Zum Glück konnten wir nach einer kurzen Strecke unter Motor segeln. Der Wind fegte uns plötzlich ordentlich um die Ohren. Wir segelten zwischen kleineren, Paros vorgelagerten Inseln durch. Dabei gab es neben Untiefen auch starke Strömungen. Um zwischen zweier solcher Inseln unbeschädigt durch zu kommen, mussten wir lange Zeit direkt auf das Ufer zu fahren, um dann kurz vorher doch noch auszuweichen. Sobald wir in der Bucht von Naoussa ankamen, spürten wir den Schutz. Es gab kaum noch Welle und der Wind war harmlos.

Im Hafen von Naoussa fanden wir zum Glück noch einen Platz. Im Laufe des Tages wurde jeder Winkel mit Booten gefüllt. Auch einige Superyachten legten an, um hier das griechisch-orthodoxe Osterfest zu feiern.

Uferpromenade von Naoussa
Uferpromenade von Naoussa (Paros) mit kleinem Wohnschlauchboot

Neben uns lag ein kleines Schlauchboot mit geschlossenem Verdeck, auf dem offensichtlich jemand übernachtet hatte. Nachdem morgens die Reissverschlüsse geöffnet wurden, schaute als erstes ein kleiner Pudel neugierig durch die Öffnung. Das hatte ich nicht erwartet und sah komisch aus. Als nächstes erschienen zwei Hände, die einen Duschschlauch ergriffen. Dann kam der Kopf eines jungen Mannes zum Vorschein, der sich anschließend den Kopf wusch. Nachdem der überwiegende Teil der Verdecks geöffnet war, sah ich auch eine junge Frau. Damit war die Crew komplett.

Es gibt hier einen Hafenmeister, der sich gut um die Bedürfnisse der Boote und deren Crews kümmerte, leider war er aber nicht in der Lage, den Strom an der Energiesäule neben Meerkat anzustellen. Wir haben ja unsere Solarpanele, deshalb war es nicht so schlimm. Allerdings hätte ich gerne mit Strom gekocht, vor allem weil es hier nicht möglich war, unsere leere Gasflasche füllen zu lassen. Insgesamt war ich 4 mal mit der Gasflasche in dem Geschäft. Der Verkäufer probierte verschiedene Arten von Adaptern, unsere und seine, er telefonierte mehrfach mit der einzigen Person auf Paros, die die Lizenz zum Füllen von Gasflaschen hat – es war einfach nichts zu machen. Er meinte, auf Syros würde es bestimmt klappen. Wir freundeten uns langsam mit dem Gedanken an, unsere Gasanlage auf das griechische System umzustellen.

Ich fand einen Friseur,  verabredete einen Termin für uns beide für Freitag mittag.  Als wir dort ankamen, wartete der Friseur schon auf uns. Er sprach fast kein Englisch. Wunderbar!  Unsere Griechischkenntnisse waren wieder gefragt.  Er schnitt meine Haare sehr kunstvoll, er schien Spaß an seiner Arbeit zu haben! Dabei redeten wir zunächst den hier üblichen Smalltalk: Bist du verheiratet?  Hast du Kinder, wenn ja wieviele und wieviel Jungs und Mädels…..Nachdem diese Fakten ausgetauscht waren, erzählte er, dass er aus Zypern komme und von den Türken vertrieben worden sei. Er ließ kein gutes Iota an den Türken…. Für mich war es schön, dass ich mitreden konnte, meine Sprachkenntnisse dafür reichten. Als ich fertig war, erklärte ich ihm, dass Wolfgang für mich mit bezahlen werde. Ich ging direkt wieder los, um die Gasflasche leider ungefüllt abzuholen.  Als ich zurück kam, war  Wolfgangs Haarschnitt gerade fertig. Wir bezahlten und gingen in das Geschäft direkt daneben, um Obst und Gemüse zu kaufen. Das nutzte der Friseur,  um uns noch eine Flasche Wein zu schenken!  Verblüfft und vergnügt gingen wir zu Meerkat zurück.  Es war ja der Karfreitag in Griechenland, obwohl es auch ein Feiertag ist, waren sehr viele Geschäfte geöffnet. Nachmittags wurde es feierlich. Von der Kirche tönten über Lautsprecher für uns unverständliche Worte. In regelmäßigen Abständen gab es laute Kanonenschläge.  Die Feierlichkeiten dauerten bis in die Nacht hinein.  Der Samstag war zunächst relativ normal. Viele Feuerwerkskörper wurden schon abgefeuert. Am späten Abend gingen viele Menschen, auch von den Superyachten, in die Kirche. Gegen Mitternacht kamen sie mit brennenden Kerzen in den Händen zurück. Dann ging das Osterfeuerwerk los. Jetzt wurde richtig gefeiert. Um ein Uhr nachts war es schlagartig still. Es war,als hätte jemand einen Schalter umgelegt.  Anders als vor einem Jahr in  Porto Cheli hatten wir hier trotz Ostern ruhige Nächte. Am Ostersonntag gab es nachmittags nochmal Spektakel in der Altstadt mit Kanonenschlägen. Irgendwann stieg dunkler Rauch auf. Danach wurde wieder bis etwa 22 Uhr laut gefeiert.

Außer Ostern gab es auch noch reichlich Hafenkino. Da nicht genügend Mooringleinen für die zahlreichen Boote im Hafen vorhanden waren, legten einige Boote römisch-katholisch an. Sie warfen ihren Anker meistens in eine zentrale Stelle mitten im  Hafenbecken. Sehr häufig brauchten sie später Hilfe, um den Anker wieder frei zu bekommen. Kaum war ein Boot frei gekommen und aus dem Hafen verschwunden, kam ein neues und warf seinen Anker wieder genau die selbe Stelle. Besonders lange hing ein Speedboat fest. Zwei Männer wollten mit drei jugendlichen Mädchen losfahren. Der Mann am Steuer zog sich sogar bis auf die Unterhose aus, um dann erfolglos nach dem Anker zu tauchen. Der Anker hing fest. Die beiden Männer probierten weiter. Die Mädchen wirkten eher gelangweilt. Dann erbarmte sich ein anderer junger Mann, der offensichtlich auf einem extravaganten Katamaran angestellt war. Er sprang von dem Kat aus fast filmreif ins Hafenwasser, sichtete die Lage unter Wasser und hatte nach kurzer Zeit den Anker befreit. Dieses Boot fuhr nun nicht mehr raus, sondern legte an anderer Stelle an. In der Hoffnung, in Syros nun endlich Gas zu bekommen, entschieden wir uns, am griechisch-orthodoxen Ostermontag nach Syros zu segeln.