Von Tarifa nach La Linea
Am 28.8.17 um 7:16 Uhr legten wir in Tarifa ab. So erwarteten wir, die Strömung mit uns zu haben. Wir hatten großen Respekt vor der Straße von Gibraltar. Strömungen, Wind und Wellen müssen passen, um sie zu passieren. Außerdem ist sie eine der meistbefahrenen Wasserstraßen Europas. Das frühe Aufstehen lohnte sich: Wir hatten guten Tidenstrom, etwas zuwenig Wind, 10 kn aus WSW, und wenig Schiffsverkehr. Wir setzten das Großsegel und kamen mit Motorhilfe gut voran.
Schauten wir nach Steuerbord, sahen wir Afrika. Schauten wir nach Backbord, sahen wir Europa. Beides war zum Greifen nah.
Bald kam auch schon die Halbinsel Gibraltar in Sicht
Wie man da schon am Horizont erkennen kann, erwartete uns in der Bucht vor Gibraltar mehr Schiffsverkehr. Viele der großen Tanker lagen auf Reede.
Dann gab es viele Fähren und kleine Motorboote, die im Vergleich zu uns sehr schnell unterwegs waren.
Konzentriert nahm ich die Herausforderung an, uns durch dieses Gebiet zu bringen.
Es war auch wieder ein relativ kurzer Törn: schon um 11:10 Uhr legten wir in La Linea in der Marina an.
La Linea ist die spanische Stadt direkt an der Grenze zu Gibraltar. Die Marina ist etwa 500m von der Start und Landebahn des Flughafen in Gibraltar entfernt. Es fliegen zwar schon regelmäßig Flugzeuge, aber die Lärmbelästigung war nicht schlimm. Die Stadt selbst macht einen relativ armen Eindruck. Sie ist Transitstadt für die vielen Touristen in Gibraltar, wo man zollfrei einkaufen kann. So fahren einige nach La Linea, stellen ihr Auto dort ab und gehen über die Grenze zum Einkaufen. Einige Sachen sind wirklich viel günstiger, zum Beispiel Bootsbedarf, andere sind aber teuer, zum Beispiel Lebensmittel. Auch die Marinas in Gibraltar sind wesentlich teurer als die in La Linea.
Wegen der Wettervorhersage war klar, dass wir einige Tage hier bleiben würden. Am 29.8.17 hatten wir 19° C und Regen. In Wilhelmshaven war es genauso warm, aber trocken. Es gab auch heiße Tage hier, einmal sah ich auf einer Anzeige 40° C.
Eines Morgens war der Affenfelsen eingehüllt in eine Wolke, er war fast weg.
Im Laufe des Tages verstärkte sich der Ostwind, der unsere Weiterfahrt verhinderte.
Wir waren auch zweimal zu Fuß und einmal mit Meerkat zum Tanken in Gibraltar. Ein Liter Diesel kostete in Gibraltar ungefähr 0,50 €.
Zu Fuß nach Gibraltar geht man über die Landebahn des Flugplatzes! Wenn Flugbetrieb ist, ist die Schranke geschlossen, Fußgänger und Autos warten. Das gibt es sonst nirgends auf der Welt.
Wir wollten zum Chandler (Bootsbedarfhändler) gehen. Er war schwer zu finden. Ein freundlicher Herr, den ich danach fragte, schloss sein Büro ab und ging mit uns dorthin. Es waren vielleicht 500m aber das Geschäft liegt versteckt in einem Innenhof. Wir hätten es so nicht gefunden. Unser Einkauf dort hat sich gelohnt: Wir fanden den Wasserfilter, den wir brauchten, um unseren undichten Filter zu ersetzen, und einen Handbohrer, den wir in England vergeblich gesucht hatten. Der Filter kostete tatsächlich ungefähr die Hälfte dessen, was er in Deutschland kostet. Wir schlenderten durch die Restaurant-Meile. Da war nichts für uns geeignetes zu bekommen. In einer kleinen Nebenstraße fanden wir dann leckeres und bezahlbares indisches Essen. So gestärkt machten wir uns wieder auf den Rückweg. Wir tauschten den Wasserfilter und machten einige andere Wartungsarbeiten.
Wir hatten den Atlantik verlassen und waren endlich im Mittelmeer angekommen. Das war ein tolles Gefühl. Gleichzeitig lagen einige große Etappen vor uns. Griechenland ist weit östlich im Mittelmeer. Wir wussten, dass wir keinen Spaziergang vor uns hatten. Es war ganz gut, ein paar Tage Pause zu haben, aber dann zog es uns auch weiter. Sechs Tage können ganz schön lange dauern. Die Vorhersage für den 3. September war günstig, der Ostwind sollte einschlafen und dann von Westwind abgelöst werden. Darauf hatten wir die ganze Zeit gewartet, jetzt konnte es weiter gehen.