Törn von WHV ins Mittelmeer

Langtörn nach Sardinien

Von Alicante nach Carloforte (Sardinien)

Alicante – Carloforte

Am 10.09.17 um 17:17 Uhr legten wir an der Tankstelle in Alicante ab. Wir fuhren mit Motor gegen eine hackige See. Wir hatten 14 kn Wind aus SO und Wellen aus OSO. Das war wirklich unangenehm und anders als vorhergesagt.

Wir haben zwischendurch überlegt, ob wir nach Alicante zurückkehren sollten. Aber wir fuhren weiter, wir wollten ja irgendwann ankommen. Um ca 22 Uhr konnten wir den Motor ausstellen und mit dem Groß im ersten Reff und Genua etwa zur Hälfte rausgezogen ging es etwas angenehmer weiter. Genau um Mitternacht zum 11.09.17 querten wir den Nullmeridian. Der Wind war wieder mal gegen uns, und wir mussten den Motor wieder anstellen. Morgens um 6 Uhr wurde es endlich besser.

Reff raus, Genua raus, Motor aus – Ruhe im Schiff – herrlich. Die Sonne schien, der Wind passte. Weil alles so gut lief, entschlossen wir uns an Formentera vorbei und gleich nach Sardinien zu segeln.

Formentera querab
Formentera querab

Wir ließen Formentera links liegen. Wir nutzten den Handy- und Internet Empfang der Insel und genossen wunderbares Segeln. Wir hatten netten Kontakt mit unseren Kindern. Anne fragte, ob wir die nackten Popos auf Formentera sehen können. Das konnten wir nicht, aber es war so warm, dass wir zeitweise selbst nichts an hatten. Abends machte ich einen schönen Salat.

Salat
Salat

Ich machte ein Bild von ihm und wollte gerade posten: „Mit nackigem Popo zu essen“. (Anmerkung von Wolfgang: „Ich esse immer noch mit dem Mund!“) Doch es kam anders. Innerhalb von 20 Minuten hatten wir 20 kn und mehr Wind gegen uns und hatten alle Mühe, nicht zu weit nach Süden abgetrieben zu werden.

Groß im zweiten Reff
Groß im zweiten Reff

Auf dem Bildschirm unseres Kartenplotters wurde die nordafrikanische Küste immer größer , während Sardinien verschwand. Auf dem Bildschirm gibt es auch eine Zeitangabe, wie lange es noch dauert, bis das Ziel erreicht sein wird. Dieser Zeitraum wurde nicht kürzer, sondern länger!

Das dauerte ungefähr bis 4 Uhr. Morgens nach der dritten Nacht seit Alicante (13.9.) um 5:50 Uhr mussten wir wieder den Dieselfilter wechseln…Mein Mantra in dieser Nacht war: „Ich will nicht nach Afrika“. Am Tag war der Wind noch immer gegen uns (leichter Wind aus ONO, genau da, wo wir hin wollten) und wir waren beide echt fertig. Nachmittags schlief ich nochmal und danach ging es mir wieder besser. Mein Segelselbstbewusstsein war weg gewesen. Ich hatte mich wirklich fehl am Platz gefühlt. Ab 13.30 war endlich der Autopilot wieder einigermaßen benutzbar. Seit der Biskaya hatten wir nahezu ausschließlich von Hand gesteuert. Das entspannte sehr. Wir entschlossen uns, Kurs auf Carloforte auf der Isola di San Pietro, einer Sadinien vorgelagerten kleinen Insel, zu nehmen. Der Rest war dann relativ unspektakulär. Stück für Stück holten wir wieder auf was wir durch den Sturm zu weit im Süden gelandet waren. In der nächsten Nacht konnten wir tatsächlich 3¼ Stunden segeln. Ich legte mich draußen hin und genoss den unglaublich beeindruckenden Sternenhimmel. Dann war wieder motoren angesagt.

Kreuzfahrtschiff vor Sardinien
Begegnung vor Sardinien

Es gab relativ viel Verkehr auf dem Wasser.
Irgendwann kam Sardinien in Sicht. Meine ohnehin schon gute Stimmung verstärkte sich noch.

Renate an der Sicherungsleine
Renate an der Sicherungsleine

Gegen Abend ließen wir uns in einer Schwachwindphase treiben und ich nahm ein erfrischendes Bad im Meer.

Es dauert ja immer noch lange zwischen dem Zeitpunkt, an dem das Land in Sicht ist und der tatsächlichen Ankunft. Hier vor Sardinien waren es fast 10 Stunden. Um 3:30 Uhr fiel der Anker im Hafenbecken von Carloforte. Wir waren froh, nach fünf Nächten auf See wieder mal einige Stunden ohne Nachtwache zu haben.