Ägäis 2018

Mit Highspeed nach Agios Nikolaos

Limni Voulismeni
Iraklio - Agios Nikolaos
Iraklio – Agios Nikolaos
10.6.2018
Böenvorhersage
Böenvorhersage für 15 Uhr

Der Wetterbericht prophezeite kräftigen Wind aus westlichen Richtungen mit Böen bis 24 kn mit zunehmender Tendenz. Wir starteten im Morgengrauen, um möglichst vor dem stärksten Wind (ab 15 Uhr) in Agios Nikolaos anzukommen. Es war klar, wir würden reffen müssen, bevor wir das Kap Agios Ioannis Richtung Süden passierten. Die unruhige See an Kretas Nordküste kannten wir schon, diesmal war sie noch aufgewühlter. Ab kurz vor 10 Uhr segelten wir mit dem Großsegel im 2. Reff und ohne Genua. Die See war recht grob bei bis zu 27 kn von achtern. Wolfgang nahm durch eine überkommende Welle ein unfreiwilliges Vollbad im Cockpit hinter dem Steuer. Er war bis auf die Haut nass. Das Wasser kam bis in den Salon und das Mittelmeer hatte sich selbst im Logbuch verewigt.

Meerkat beim Wellensurfen
Meerkat beim Wellensurfen
gemalt von Tereza

Wir sahen Meerkats bisher absoluten Geschwindigkeitsrekord (beim Surfen eine Welle hinunter): erst 10,6 kn, dann 11,1 kn über Grund! Und das nur mit dem Großsegel im 2. Reff!

Kap Agios Ioannis
Kap Agios Ioannis

Gegen 12:20 Uhr passierten wir das Kap Agios Ioannis Richtung Süden. Jetzt kam der Wind mehr von der Seite, wir steuerten Meerkat so, dass wir immer noch fast raumen Wind hatten. Dadurch waren wir weniger gefährdet durch die recht kräftigen Böen mit bis zu 33,5 kn (62 km/h). Hier nahm Wolfgang an diesem Tag sein zweites Vollbad. Ja, der Steuermann hatte es schwer. Der nächste Kleiderwechsel stand an. Plötzlich hatten wir fast Flaute. Da für den Bereich bei Agios Nikolaos schwächerer Wind vorhergesagt war, ließen wir uns dazu verleiten, das Großsegel wieder auszureffen und die Genua zu setzen. Die Flaute währte aber nur etwa 10 Minuten, dann pfiff uns der Wind wieder gehörig um die Ohren.  Im Eiltempo ging es Richtung Marina.  Wir waren wohl etwas zu ungeduldig gewesen.

Klein-Meerkat in Agios Nikolaos
Klein-Meerkat nach dem Anlegen in Agios Nikolaos

Es ging glücklicherweise  alles gut und um 14:30 Uhr hatten wir in der Marina Agios Nikolaos angelegt. Wir freuten uns sehr auf eine richtige Dusche, denn in Iraklio konnten wir uns nur jeweils kurz am Heckspiegel abbrausen. Hier gab es sehr schöne Sanitärkabinen mit Waschbecken, Toilette und Dusche. Was für ein Genuss, endlich mal wieder richtig sauber zu sein.

Waschtag
Waschtag

Waschmaschinen gab es auch. Bei dem starken Wind war es mutig von mir, die Wäsche draußen auf zu hängen. Ich bewachte sie regelrecht. Sobald ein Wäschestück trocken war, wurde es schnell in Sicherheit gebracht. Ich fand auf der Internetseite der Marina die Möglichkeit, dass man hier zur Zeit nicht benötigte Utensilien lagern könne. Also hatten wir die Hoffnung,  endlich unseren alten Kühlschrank unterzustellen. Aber leider lehnte das die Marinaverwaltung ab.

Im Trans-Ocean-Stützpunkt holten wir bei Udo unsere Ersatzteillieferung für den WiFi-Booster ab. Auch er hatte leider keine Idee, wohin mit unserem blinden Passagier. In seinem Vorrat fand sich ein 5/8″ Verschluss für die Gasleitung, die den alten Kühlschrank versorgt hatte. Leider passte das Gewinde nicht. Am nächsten Tag fragte ich mich durch verschiedene Geschäfte und fand schließlich eine Werkstatt für Gasanlagen.  Ich erklärte dem sehr freundlichen Handwerker, was ich suchte. Er hatte tatsächlich ein Teil mit dem passenden Gewinde, das er noch für  mich extra verschlossen und auf Dichtheit geprüft hat. Obwohl er einige Zeit für mich gearbeitet hatte, nahm er kein Geld von mir an.

Zufällig fand ich einen Hinweis auf den Wochenmarkt. Jeden Mittwoch findet ein riesiger Wochenmarkt statt. Der Obst- und Gemüsemarkt verteilt sich auf 2 Straßen.  Dann gibt es noch eine  endlos lang wirkende Straße mit Verkaufsständen von Textilien und Haushaltswaren aller Art. Überall herrschte dichtes Gedränge.

Ich kaufte reichlich Lebensmittel ein und ging so zügig wie möglich durch den  Nonfood-Bereich am Binnenhafen (Limni Voulismeni, siehe oben) entlang zurück zu Meerkat. Kaum war ich zurück, machten wir klar zum Ablegen.  Nach längerer Zeit hatten wir mal wieder eine Nachtfahrt vor uns.