Ägäis 2018

Quer durch die Ägäis zum Familientreff

Agios Efstratios
Ormos Platy (Limnos) - Agios Efstratios
Platy-Bucht – Agios Efstratios
29.7.2019

Unser nächster wichtiger Hafen war Kymi auf der Insel Euböa, das wir in vier Etappen erreichen wollten. Dort waren wir mit Jan und Karla mit deren beiden wunderbaren Töchtern Marketka und Terezka verabredet. Von Limnos aus segelten wir zunächst in 4,5 Stunden die 20,1 Seemeilen nach Agios Efstratios. Wir waren gemütlich nur unter Screacher unterwegs. Plötzlich sahen wir eine Wolkenfront mit Regenstreifen am Horizont, Blitze zuckten in den Wolken. Wir schauten uns an und waren uns einig: der Screacher muss sofort runter. Das war wirklich gut, denn das Gewitter zog direkt über uns hinweg mit Wind bis 28 Knoten und Regen, der waagrecht ins Cockpit geschossen kam. Der Wind wechselte in kurzer Zeit mehrfach seines Richtung. Die See war aufgepeitscht und genauso unberechenbar. Unter Motor kamen wir gut durch. Der Spuk dauerte etwa 70 min, dann war alles vorbei, nur der Himmel blieb grau und die See bewegt.

Meerkat in Agios Efstratios
Meerkat in Agios Efstratios

So schaukelten wir gemächlich in die Hafeneinfahrt von Agios Efstratios. 1968 wurden der Hafen und der größte Teil des Ortes durch ein Erdbeben der Stärke 7,2 zerstört. Der Hafen von Agios Efstratios wurde mit EU Geldern aufwendig saniert und erst im April 2018 fertig gestellt. Es gab Strom und sehr gutes Inselwasser umsonst. Liegegebühr wollte trotz Nachfragens keiner haben. Neugierig machten uns die Wandmalereien an der Hafenmole. Nach einigem Googlen fanden wir auch eine Erklärung.

Das Programm „Die Farben auf den griechischen Inseln (Χρώμα Στα Ελληνικά Νησιά)“ begann hier in Agios Efstratios im Juni 2018, wo die ersten öffentlichen Fresken auf der Wand der neuen Hafenpier fertiggestellt wurden. Weitere Orte dieses Programms sind Leros, Lipsi und Fourni. In den ersten beiden konnten wir nichts davon entdecken. Fourni haben wir bisher noch nicht besucht.

Die Fresken basierten auf dem Triptychon Mythologie-Tradition-Geschichte und waren mit dem besonderen „Schreiben“ von Streetart-Künstlern geprägt:

Porträt von Yiannis Ritsos von PUPET
Porträt von Yiannis Ritsos von PUPET

Ein Porträt von Yiannis Ritsos, der auf der Insel im Exil lebte. Das Wandgemälde wurde vom Künstler Pupet gemalt.

Arion und Hippocampus von KEZ
Arion und Hippocampus von KEZ


Das Fresko „Arion und Hippocampus“, das sich auf die Mythologie des Meeres bezieht und vom Künstler Kez und gemalt wurde.

Agios Efstratios vor dem Erdbeben von SAME84
Agios Efstratios vor dem Erdbeben von SAME84


Ein Fresko, inspiriert von B. Manikakis fotografischem Archiv, das einen Teil der Insel wie vor dem großen Erdbeben darstellt. Das Bild wurde von Same84 realisiert.

Taverne am Rande des Fischerhafens
Taverne am Rande des Fischerhafens


Wie so oft treten die banalen körperlichen Bedürfnisse von Zeit zu Zeit in den Vordergrund. Wir suchten zum Abendessen eine kleine Taverne auf und waren überrascht, wie gut und preisgünstig wir hier essen und trinken konnten. Ein halber Liter harmonischer trockener Wein aus der Region kostete 2,50 Euro. Wir erklärten diese Insel schnell zu einer Lieblingsinsel.

Agios Efstratios - Ormos Renes
Agios Efstratios – Ormos Renes
30.7.2018

Trotzdem legten wir am nächsten Morgen schon um 5:09 Uhr ab, um unsere nächste Station Skyros noch bei Tageslicht zu erreichen. Die Fahrt war unspektakulär zunächst unter Motor und dann fast 8 Stunden unter Screacher. Nach 11 Stunden und 15 Minuten fiel der Anker in der Renes-Bucht im Südosten von Skyros.

Bucht von Renes
Bucht von Renes auf Skyros

Wir waren außer einigen Ziegen ganz allein hier. Bei diesem Törn fuhren wir die 1000. Seemeile in diesem Sommer, was wir in der Renes-Bucht mit leckerem Essen aus unserer eigenen Pantry, etwas Retsina und einer ersten und bisher einzigen Nacht auf dem Vordeck schlafend bei Mondschein feierten.

Ormos Renes - Linaria
Ormos Renes – Linaria (Skyros)
31.7.2018

Am nächsten Morgen legten wir wieder ab, wir wollten gerne in der Bucht Glyfada an der Südküste von Sarakino, einer kleinen Insel südlich von Skyros, ankern.

Glyfada-Bucht auf Sarakino
Glyfada-Bucht auf Sarakino

Dort war kein Platz mehr, wir hätten zumindest eine Landleine ausbringen müssen, um mit dem Heck am Felsen festzumachen. Wir spürten jetzt, dass wir in ein von Athen aus leicht erreichbares Revier kamen und die Sommersaison voll im Gange war. Wir segelten also weiter zum Haupthafen in Linaria, der größten Stadt auf Skyros. Nach relativ kurzer Zeit drehte sich der Wind gegen uns und nahm auch an Stärke zu. Wir hatten Mühe, unter Groß und Motor gegen den Wind kreuzend überhaupt Linaria zu erreichen. Dort wurden wir von einem resoluten Hafenmeister in Empfang genommen, der zum Anlegen an Bord kam und darauf bestand, Meerkat selbst zu vertäuen. Obwohl ein beträchtlicher Schwell im Hafen war, war Meerkat steif wie ein Brett im Wasser. Das belastet die Festmacherleinen sehr. Bei jeder kleinen Welle geht ein Ruck durch das Boot, weil es abrupt abgestoppt wird. Wir dachten, mit 5 Booten wäre die Pier voll, am Abend jedoch waren 8 Yachten hier.

Meerkat  im Hafen von Linaria
Meerkat im Hafen von Linaria

Zweimal am Tag lief die Fähre von „Skyros Shipping“ mit einer lauten Fanfare aus „Also sprach Zarathustra“ in den Hafen ein. Sie brachte immer neue Touristen auf die Insel und viel Schwell mit. Das rege Treiben war uns zuviel, wir fühlten uns nicht sehr wohl hier.

Linaria - Kymi (Evvia)
Linaria – Kymi (Euböa)
2.8.2018

So waren wir froh, dass wir nach zwei Tagen weiter konnten und nach gut 5 Stunden Überfahrt im Vorhafen von Kymi ankerten. Von dort aus erkundete ich zu Fuß die Lage und konnte für den nächsten Tag einen Platz an der Stadtpier reservieren.  Der Wind draußen auf dem Meer war jetzt so stark, dass wir erst mal eingeweht waren. Im Hafen war das Wasser vollkommen ruhig und wir lagen sehr komfortabel. Unsere Gäste, die wir mit Spannung und Vorfreude erwarteten, konnten hier gut zusteigen.