Ägäis 2019

Durch den Golf von Euböa

Poseidontempel bei Soúnio
Gialtra-Chalkida
Órmos Giáltron – Chalkída
15. September 2019

Am 15. September hatte sich der Sturm etwas gelegt. Wir wagten uns aus unserem Versteck heraus und segelten weiter Richtung Süden. Gerne hätten wir einen Zwischenstopp in Límni gemacht, um unser Winterquartier zu sehen und um unsere Freunde Bob und Andrea zu treffen. Der Hafen von Límni war voll, wie wir von Bob und Andrea über WhatsApp erfahren hatten. So wir konnten bei raumem bis halbem Wind von 5 Bft. endlich mal wieder flott segeln. Das Anlegen an der Nordpier in Chalkída war bei kräftigem ablandigen Wind nicht ganz einfach, zumal die starke Strömung durch die Meerenge mit Wirbelbildung schlecht berechenbar war. Es war gut, dass ein netter Kanadier von Land aus die Leinen annahm. Dann konnten wir in Ruhe Meerkat so festmachen, dass die Leinen gleichmäßig belastet wurden und wir ausreichenden Abstand zur Pier hatten. Wir blieben hier eine Nacht.

Strömung südlich der alten Brücke in Chalkida
Strömung südlich der alten Brücke in Chalkida

Am nächsten Vormittag ging ich zur Hafenpolizei und zur Kasse für die Brückendurchfahrt. Beide wollten mich erst am Nachmittag ab 17 Uhr sehen. So kehrte ich unverrichteter Dinge zu Meerkat und zu Wolfgang zurück. Im Laufe des Tages legten noch einige Segelboote an, die auch am Abend die Brückenöffnung zur Weiterfahrt nutzen wollten.

ChalkidaBrücke
Brückenpassage in Chalkída
16. September 2019

Außer den Sportbooten passierten in der Nacht auch mehrere Berufsschiffe die Engstelle des Euripos-Kanals. Die Prozedur kannten wir schon vom Mai 2019, als wir Richtung Norden unterwegs waren. Die Schiffe und Boote werden namentlich für die Passage aufgerufen. Wir legten an der Südseite am Kai wieder an.  Am nächsten Morgen konnten wir noch unsere Diesel- und Lebensmittelvorräte wieder auffüllen.

ChalkidaS-Stefanos
Chalkída Süd – Órmos Agíou Stefánou
17. September 2019

Nachdem dies alles erledigt war, steuerten wir eine der nächsten Buchen an, die eine ruhige Nacht versprachen.  Kurz nach der nächsten Brücke, eine Hochbrücke unter der Boote mit bis zu 35m Masthöhe durchfahren können, ankerten wir in der Bucht des Heiligen Stephanos. Der Ankergrund ist hier sehr gut. Er scheint hauptsächlich aus Klärschlamm von der Kläranlage auf der kleinen vorgelagerten Insel zu sein.

Órmos Agíou Stefánou – Órmos Vouvó
Órmos Agíou Stefánou – Órmos Vouvó
18. September 2019

Um einen Hauch von Segelmöglichkeit zu haben, brachen wir bereits vor 6 Uhr auf.

Morgendämmerung im Euriposkanal
Morgendämmerung im Euriposkanal

Beim Anker hieven hatten wir viel stinkenden Schlamm an der Kette und auf dem Vordeck. Meine Hände waren trotz der Arbeitshandschuhe sehr schmutzig.  Ich fühlte mich den ganzen Tag dreckig. Wieder einmal war kein ausreichender Wind zum segeln. Sechs Stunden lang tuckerten wir unter Motor zu unserem nächsten Zwischenstopp,  der Bucht von Vouvó. Erst nachdem ich hier im Meer gebadet hatte, fühlte ich mich wieder wohl und sauber.

Órmos Vouvó im Mai
Órmos Vouvó im Mai

Im Mai 2019 waren wir schon einmal in dieser kleinen Bucht gewesen, damals leuchteten die Büsche an der Küste in satten orangenen Farben, jetzt beherrschte graubraun die Farbskala.

Órmos Vouvó im September
Órmos Vouvó im September

Sonst hat sich hier nicht viel geändert, viele Häuser und Grundstücke scheinen hier dem Verfall preisgegeben zu sein. Wir nahmen uns nicht die Zeit, die Gegend näher zu erforschen sondern reisten am nächsten Morgen früh weiter.

Órmos Vouvó - Kap Sounión
Órmos Vouvó – Órmos Sounión
19. September 2019

Wir hofften endlich mal wieder segeln zu können. Zwar konnten wir beide Segel zur Unterstützung nutzen, aber wieder lief der Motor während der ganzen Strecke. Es ist einfach durch die Landabdeckung von fast allen Seiten eine windarme Gegend, wobei durch den Düseneffekt durch die parallel verlaufenden Ufer auch starke Winde auftreten können. An den steil ins Meer abfallenden Felshängen treten bisweilen heftige Fallböen auf. Vorsicht ist daher auch bei Flaute angesagt.

Bis zur Höhe von ungefähr Lávrio begegneten wir nur sehr wenig Booten. Jetzt kamen sie plötzlich aus allen Richtungen. Manche fuhren in die große Olympic Marina, aber die meisten schienen das gleiche Ziel wie wir zu haben: die Bucht hinter dem Kap Sounión.

Poseidontempel bei Soúnio
Poseidontempel bei Soúnio

Hier auf dem Berg ist ein berühmter Tempel für Poseidon. Täglich strömen viele Touristen aus dem nahen Athen zu diesem imposanten antiken Bauwerk. Bei Seglern ist diese Bucht nicht nur wegen des Tempels beliebt. Sie bietet sehr guten Schutz vor nördlichen, östlichen und westlichen Winden und ist nur eine Tagesetappe von Athen entfernt. Und dann gibt es noch Segler, die wie wir zum Peleponnes übersetzen wollen. Auch dann bietet sich diese Bucht als letzten Ankerplatz vor dem großen Schlag nach Hýdra, Erminóni oder auch Póros an.

Segelboote im Órmos Sounión
Segelboote im Órmos Sounión

Wie waren überrascht, so viele Boote anzutreffen, wo doch die Hauptsegelsaison schon vorbei war. Dafür konnten wir wieder einige amüsante Ankermanöver beobachten, wie „Ankern mit dem Wind“, „Da geht doch noch ein Boot dazwischen“, „Was kümmert uns der Badebereich“ und „Felsen, wo sind hier Felsen“. Besonders einfallsreich erwiesen sich einige Charterboote. Wir beschränkten unseren Aufenthalt in dieser Bucht auf die Befriedigung unserer notwendigsten Bedürfnisse unter dem Oberbegriff „Kraft tanken“ und vertagten die Besichtigung der antiken Anlage auf einen anderen Aufenthalt in dieser schönen aber überlaufenen Bucht.